KOSCHIES / K. HAENSCH – SURFACES  /  INTERFACES

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In der HAWK-Galerie PROJEKTOR gegenüber vom Jüdischen Museum präsentieren das Künstler-Duo Koschies und HAWK-Professor K. Haensch gegensätzliche Positionen – auf der einen Seite als Kontrapunkt zur verbreiteten Smartphone-Fotografie und auf der anderen Seite als deren kritischer Nutzer.

Technisch hochgerüstet und archaisch zugleich: Die Kopfpanoramen des Künstler-Duos KOSCHIES organisieren sich auf keinen Fluchtpunkt hin, sondern ereignen sich restlos in der Fläche. Mit ihren Schlitzkamera-Aufnahmen transformieren die beiden Künstler zeitliches Nacheinander in ein räumliches Nebeneinander und betreten neues visuelles Terrain – als Gegenentwurf zur fotografischen Selfie-Nabelschau.

Flüsse und Berge sollen heute „instagrammable“ sein. In einer solchen Aufmerksamkeits- und Plattformökonomie werden sowohl Umwelt als auch Menschen neu strukturiert. Haenschs fotografische Beobachtungen zweiter Ordnung erkunden diese Prozesse am Beispiel alltagskultureller Content-Produktion in China.

Galerie PROJEKTOR

im Metropolenhaus Markgrafenstraße 88 10969 Berlin

Vernissage         13. September 18:00 Uhr

Art Week           14. – 17. September 11:00 – 19:00 Uhr

Ab                      22. September – 21. Oktober

Freitags + Samstags 14:00 – 19:00 Uhr

sowie                  2. + 3. Oktober 14:00 – 19:00 Uhr

Finissage            21. Oktober 14:00 – 19 :00 Uhr

KOSCHIES

Technisch hochgerüstet und archaisch zugleich: Nicht auf der Basis digitaler Manipulationen, sondern durch den gestalterisch eingesetzten Einfluss der Zeit bei der 30-sekündigen Aufnahme selbst.

Durch die lange Aufnahmedauer und die hohe, anhaltende Konzentration der Aufgenommenen sind die Rundum-Porträts eine Reminiszenz an die Frühzeit der Porträtfotografie; in ihrem Wesen sowie in ihrer Darstellungsform verkörpern sie zugleich eine Weiterentwicklung des Genres und einen Kontrapunkt zur fotografischen Nabelschau per Smartphone.

Die verwendeten Schlitzkameras verfügen im Gegensatz zu herkömmlichen Kameras über keinen mechanischen Verschluss. Die Aufnahme erfolgt durch einen permanent geöffneten schmalen Schlitz und wird in einer konstanten Bewegung „nahtlos“ belichtet.

K. HAENSCH  

Das chinesische Sprichwort „Die Art von Fluss und Berg hegt eine Art von Menschen“ beschreibt, wie Umgebungen Identitäten formen. Heute sollen Flüsse und Berge „instagrammable“ und „wechatable“ sein. In einer solchen Aufmerksamkeits- und Plattformökonomie werden sowohl Umwelt als auch Menschen neu strukturiert. Haenschs fotografische Beobachtungen zweiter Ordnung erkunden diese Prozesse am Beispiel alltagskultureller Content-Produktion in China.

So werden die „Flüsse und Berge“ zu sorgfältig gestalteten, inszenierten und unheimlichen Umgebungen für die massenhafte Produktion digitaler Inhalte. Die spezifische Anziehungskraft eines Ortes misst sich an seinem Potenzial für Engagement, wodurch der öffentliche Raum Teil digitalwirtschaftlicher Werterzeugung wird.

Die Entscheidungen für die Nutzung einer Smartphone-Kamera und das Genre der Straßenfotografie bringen dabei auch eine „Peeping Tom“-Problematik mit sich. Eine Debatte darüber könnte dabei über diese Ausstellung hinaus gehen und übergeordnete Probleme im Zeitalter allgegenwärtiger Kameras und Mediendispositive thematisieren.

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