Eine Reise um die Welt mit Akkordeon, Hackbrett und Bratpfanne

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Zum achten Mal findet sie statt – die Akkordeonale, ein internationales Festival mit Akkordeonisten aus aller Welt, vereint in einem abendfüllenden Programm. 34 Tourtermine gibt es in diesem Jahr; am Samstag machten die sieben Musiker Halt in der Berliner Passionskirche.

Zum achten Mal findet sie statt – die Akkordeonale, ein internationales Festival mit Akkordeonisten aus aller Welt, vereint in einem abendfüllenden Programm. 34 Tourtermine gibt es in diesem Jahr; am Samstag machten die sieben Musiker Halt in der Berliner Passionskirche.

Zu Beginn eines Akkordeon-Konzertes ist man als Kenner vom Fach generell voreingenommen. Man fragt sich, ob es der Vielfalt dieses oft verkannten Instrumentes gerecht wird und ob sich am Ende nicht doch gängiger Klischees bedient wird, ganz abgesehen von der technischen Umsetzung der Musiker selbst.

Dieses Jahr präsentieren sich fünf Akkordeonisten aus den USA, Schweden, Italien, dem Baskenland und den Niederlanden mit zwei weiteren herausragenden Musikern – Vanesa Muele (Perkussion und Gesang) und Christoph Pfändler am Hackbrett. Der Niederländer Servais Haanen, Initiator, Moderator und selbst Akkordeonist an diesem Abend bringt auserwählte Musiker auf die Bühne, jeder mit unterschiedlichem kulturellem und musikalischem Hintergrund und eigener Spielweise.

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Witzig und charmant mit trockenem Humor stellt er die einzelnen Persönlichkeiten vor und führt publikumsnah durchs Programm. Verstaubt und spießig – die leider oft mit dem Akkordeon assoziierten Begriffe – vertreibt er nicht nur mit seiner offenen und positiven Art der Moderation. Nach dem ersten gemeinsamen Spiel aller Musiker – einem Stück, bei dem die unterschiedlichen Klangfarben der Instrumente im Vordergrund stehen, jeder Musiker mit einem kleinen Soli vorgestellt wird, taucht der Zuhörer ein in die Weiten dieses Instrumentes.

Das erste Solostück spielt der am weitesten gereiste Akkordeonist des Abends Andre Thierry aus den USA – witzigerweise auf einem Instrument der deutschen Traditions-Akkordeonmarke Hohner, die sich weltweit großer Beliebtheit erfreut. Mit einem Blues und später auch einem traditionell amerikanischen Stück auf dem Cajun Accordion, einem kleinen diatonischen Modell mit nur einer Knopfreihe begeistert er das Publikum. Daniel Andersson, studierter Musiker aus Schweden und Akkordeonist russischer Schule, steht für den klassischen Aspekt des Akkordeons und spielt unter anderem den geliebten Klassiker: Vivaldis Winter, der dem Spieler nicht nur hohe Virtuosität abverlangt, sondern auch Kraft und Ausdauer beim sogenannten Bellowshake („Schütteln“ des Akkordeonbalges). Janire Egaña Zelaia präsentiert traditionelle Stücke aus ihrer Heimat, dem Baskenland und bringt ein Trikitixa-Akkordeon mit auf die Bühne, ein baskisches wechseltöniges Instrument, welches gern mit Schlagwerk kombiniert wird. An dieser Stelle muss Vanessa Muele mit ihrem äusserst interessanten Sammelsurium an Perkussion-Instrumenten genannt werden, die von Muscheln, Löffeln, Bratpfanne, Schellentrommel bis hin zur quadratischen Rahmentrommel Adufe reichen. Sie bringt mit ihrer mitreißenden Darbietung auch den letzten Fuß im Saal zum Wippen und zusammen mit Janire im zweistimmigen Gesang sogar noch einen weiteren wunderbaren Klangaspekt an diesem Abend.akkordeonale-20161

Gleiches gilt für Christoph Pfändler mit seinem Hackbrett. Der Schweizer, der sein Instrument gewöhnlich auch gern mit Rock, Pop, Jazz und Metal vermischt, erntet mit einer eigens geschriebenen Polka, zu der er seinen Kollegen Daniel auf dem klassischen Akkordeon und Andre auf dem Blues-Akkordeon liebevoll zu „nötigt“ , den meisten Applaus des Abends. Hier siegt Witz über Klischee.
Melancholie in den Abend bringt Maurizio Minardi aus Italien mit seinen Kompositionen in Anlehnung an Nino Rota, Yann Thiersen und Ennio Morricone.

Gänsehautfeeling hat man im zweiten Teil bei Servais Haanens Eigenwerk „Die Liebenden während der Sonnenfinsternis 1999“. Seine moderne Komposition für diatonisches Akkordeon läßt das Publikum verstummen und gebannt den minimalistischen scheinbar bekannten Melodien lauschen. Alle Ensemblestücke dieses Abends sind eigens von ihm für die Akkordeonale geschriebene Werke, die aus dem Nebeneinander auf der Bühne ein Miteinander der besonderen Art werden lassen. Nicht umsonst wurden die Künstler mit Standing Ovation und einem vollen Saal belohnt. Ein absolut lohnenswertes Konzert im Zeichen des Akkordeons und seiner Vielseitigkeit in allen Musiksparten. Alle weiteren Tourtermine gibt es unter http://www.akkordeonale.de.

Yvonne Grünwald

Fotos © René du Vinage

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Yvonne Grünwald – Diplom-Akkordeonistin, Solo-Akkordeonistin, Mitglied der Pop-Band ELAIZA, des Chanson-Trios „Les Accordés“ und des klassischen Duos Aurata.

Mehr dazu auf: www.yvonnegruenwald.com

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