Mitten in Deutschland: NSU – Eine Trilogie des Schreckens

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Ab 30. März gibt es im ERSTEN eine Themenwoche zur NSU. In drei eigenständigen Spielfilmen und einer Dokumentation wird die Geschichte der Täter, Opfer und Ermittler nachvollzogen.

Ab 30. März gibt es im ERSTEN eine Themenwoche zur NSU. In drei eigenständigen Spielfilmen und einer Dokumentation wird die Geschichte der Täter, Opfer und Ermittler nachvollzogen.

Im Rahmen eines Pressetages am 4. Februar im Berliner Zeughaus gab es erste Ausschnitte zu sehen und Gelegenheit für Fotos und Interviews (s. unten).

Mitten in Deutschland: NSU - Die Täter
Im Film „Die Täter – Heute ist nicht alle Tage“ begibt sich Regisseur Christian Schwochow auf Spurensuche nach den Ursachen: Wie konnte aus Uwe B. (im Film: Sebastian Urzendowsky), Uwe M. (Albrecht Schuch) und Beate Z. (Anna-Maria Mühe) ein rassistisches Mördertrio werden? Ein Trio Infernale, das im Untergrund lebt und durch das Land zieht, Banken überfällt und scheinbar wahllos zehn Morde begeht – an türkischen und griechischen Mitbürgern sowie einer deutschen Polizistin.

Mitten in Deutschland: NSU - Die Täter
Schwochow, der ebenso wie das Trio einen ostdeutschen Hintergrund hat, versucht den Werdegang der drei nachzuvollziehen, angefangen mit der Wendezeit und deutschen Wiedervereinigung. Was hat die drei, denen nach dem Fall der Mauer die Welt offen stand, dazu gebracht, sich so zu radikalisieren? Regisseur Christian Schwochow wollte sich ihnen wie Klassenkameraden nähern, „mit denen man jahrelang zusammen gespielt, gefeiert, gelebt hat – und das ganz unideologisch…. wollte ihr Handeln verstehen.“
Gemeinsam mit Drehbuchautor Thomas Wendrich begab er sich auf Spurensuche, studierte tausende Seiten an Gerichtsakten und Protokollen, fuhr nach München zum Prozess, um Beate Zschäpe zu beobachten. Sie führten Hintergrundgespräche mit Informanten und Kameraden der drei und sprachen mit Sozialarbeitern. Gleichzeitig führten sie auch immer wieder Gespräche mit Produzentin Gabriela Sperl, „in denen es immer wieder darum ging: Was hat das alles mit uns zu tun – mit unseren eigenen Abgründen, Sehnsüchten, Ängsten?“

Der Film „Die Täter – Heute ist nicht alle Tage“ zeigt nicht die Taten des mutmaßlichen Mördertrios. Er zeigt die Vorgeschichte: wie aus drei Kindern, die entwurzelt werden, durch die Wendegeschichte ihre Orientierung verlieren. Er versucht eine Erklärung zu liefern, wie aus rebellischen Jugendlichen menschenverachtende Neonazis werden, die für eine der schrecklichsten Mordserien Deutschlands verantwortlich sind.

Der 2. Teil der Trilogie beschäftigt sich mit den Taten der NSU aus Sicht der Opfer und ihrer Angehörigen. „Die Opfer – Vergesst mich nicht“ wurde inszeniert vom türkischstämmigen Regisseur Züli Aladag.Mitten in Deutschland: NSU - Die Opfer

Im Mittelpunkt des Films steht die Familie von Enver Simsek, dem ersten Opfer des NSU. Die Hauptrolle spielt Almila Bagriacik. Sie verkörpert Semiya Simsek, die Tochter von Enver Simsek. Ihre Autobiografie „Schmerzliche Heimat: Deutschland und der Mord an meinem Vater“ bildet die Grundlage des Film. Der Film setzt ein am Tag der Ermordung von Enver Simsek. Er beginnt damit, dass Enver Simsek seine 14-jährige Tochter mit dem Lieferwagen zur Schule fährt. Anschließend holt er Blumen aus dem Großhandel und baut seinen Stand am Straßenrand auf. Als er zum Beten in den Wagen steigt, wird er überfallen und erschossen. Damit beginnt ein langer Leidensweg der Familie.

Mitten in Deutschland: NSU - Die Opfer

Da die Polizei völlig überfordert ist und total im Dunkeln tappt, geraten die Familie und Angehörigen unter Verdacht. Mal denkt die Polizei an Ehrenmord, weil Enver Simsek angeblich eine Zweitfamilie hatte. Dann geht sie von Konkurrenzneid aus, schließlich von Drogen- und illegalen Geldgeschäften. Der Film schildert, wie die Angehörigen nicht nur durch den Mord, sondern auch durch die falschen Verdächtigungen der Ermittlungsbehörden traumatisiert wurden. Und als sie schon nicht mehr an die Aufklärung glaubten, erfahren sie – nicht durch die Polizei , sondern aus den Nachrichten im Fernsehen von den Tätern.

Der 3. Film „Die Ermittler – Nur für den Dienstgebrauch“ beleuchtet die Suche nach den Tätern aus der Sicht der Ermittlungsbehörden. Ausgangspunkt ist das Abtauchen des NSU-Trios 1998 in die Illegalität und die Suche nach ihnen durch Zielfahnder des LKA Thüringen. Im Stil eines Politthrillers wirft der Film Fragen auf: Wie konnte das Trio so lange untertauchen? Welche Hilfe hatten sie von außen? Welche Rolle spielte der Verfassungsschutz? Welches Ziel verfolgten die Verfassungsschützer? Warum wurde so lange ein Zusammenhang zwischen den einzelnen Taten ausgeschlossen? Im Mittelpunkt der Handlung stehen die beiden Zielfahnder Ahler und Winter (dargestellt von Florian Lukas und Sylvester Groth) die 1998 den Auftrag erhalten, das abgetauchte NSU-Trio zu finden. Ihre Gegenspieler sind die Verfassungsschützer Melchior und Röwer (Florian Stetter und Ulrich Noethen), die „ein höheres Ziel“ verfolgen. Der Film endet mit dem Tod der beiden Uwes und damit, dass sich Beate Zschäpe den Behörden stellt.
Direkt im Anschluss an diesen Film strahlt das ERSTE die Dokumentation „Der NSU-Komplex“ aus. Die Dokumentation von Stefan Aust und Dirk Laabs rekonstruiert die Jagd nach dem Mörder-Trio und lässt dabei Ermittler und Szene-Insider zu Wort kommen.

Mitten in Deutschland: NSU – Die Filme:
30. März 2016, 20.15 Uhr:
Die Täter – Heute ist nicht alle Tage
Regie: Christian Schwochow
Darsteller: Anna Maria Mühe, Sebastian Urzendowsky, Albrecht Schuch

04. April 2016, 20.15 Uhr:
Die Opfer – Vergesst mich nicht
Regie: Züli Aladag
Darsteller: Almila Bagriacik, Uygar Tamer, Andre M. Hennicke, Tom Schilling

06. April 2016, 2015 Uhr:
Die Ermittler – Nur für den Dienstgebrauch
Regie: Florian Cossen
Darsteller: Florian Lukas, Liv Lisa Fries, Florian Stetter, Sylvester Groth

06. April 2016, 21.45 Uhr:
Der NSU-Komplex – Die Rekonstruktion einer beispiellosen Jagd – Dokumentarfilm
Buch und Regie: Stefan Aust, Dirk Laabs

Quelle / Fotos: ARD / WDR / SWR / Stephan Rabold / Julia Terjung

© RCR Christian Behring, 07.03.2016

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