Die schwarzen Brüder – Ein Besuch am Filmset

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Der Schweizer Oscar-Preisträger Xavier Koller dreht zurzeit den Kinofilm „Die schwarzen Brüder“ im Rhein-Main-Gebiet. Redcarpetreports besuchte die Filmcrew am Set in Hanau.

„Die schwarzen Brüder“ von Lisa Tetzner und Kurt Held ist eines der meistgelesenen Kinderbücher der Welt. Die auf Tatsachen beruhende Geschichte erzählt die Abenteuer des kleinen Jungen Giorgio, der im 19. Jahrhundert als Kind armer Tessiner Bauern an einen Mailänder Kaminfegermeister verkauft wird, der Kinder durch die engen Schlote schickt. Er muß als Kaminfegerjunge ein riskantes Leben führen und verbündet sich mit den anderen Jungen, um sich zu wehren und eine Flucht in die Heimat zu realisieren.

Fritjof Hohagen schrieb mit  Klaus Richter das Drehbuch und produziert mit Clarens Grollmann (enigma film) den gleichnamigen Film, der 2013 in die Kinos kommt. Für die Regie konnte der Schweizer Oscar-Preisträger Xavier Koller gewonnen werden.

Wir sind im Aeon Verlag & Studio in Hanau, direkt vor der erst kürzlich im November 2011 fertig gestellten 1000 qm Halle, die mit 12 m Höhe ideale Voraussetzungen für die Szenendrehs mit hohen Kaminschloten bietet. Auch deshalb wird hier gedreht. Neben Aufnahmen im Schweizer Tessin, in Südtirol und in der Kölner Altstadt: in Hanau. Weit und breit hätten sich keine vergleichbaren Voraussetzungen finden lassen, wie hier in der Aeon Halle, dem einzigen Ort ohne Fluglärm in Hanau, wie scherzhaft bemerkt wird.

Auch die Postproduktion konnte im Rhein-Main-Gebiet top besetzt werden mit der Oscar-prämierten Frankfurter Filmtrickfirma Pixomondo. Und so erklärt sich nach und nach wie die bunte Gruppe von Filmförderern zustande kommt von der Film- und Medienstiftung NRW, HessenInvestFilm, FFA, FFF Bayern, Züricher Filmstiftung, etc., bis hin zum BLS Südtirol.

Das Gesamtbudget befinde sich im hohen einstelligen Millionenbereich. Ein recht hohes Budget für einen Kinderfilm mag man zunächst meinen, doch der Regisseur Xavier Koller, der seit seinem Oscar-Gewinn in Los Angeles lebt und dort vorwiegend arbeitet, ist durchaus deutlich höhere Summen gewohnt und hat auch an einen Kinder-bzw. Jugendfilm allerhöchste Ansprüche.

Xavier Koller setzt sich direkt neben uns und noch ganz  beglückt ob dieser Ehre lauschen wir seinen Ausführungen, warum es so wichtig ist, daß auch Filme für Kinder unbedingt hochqualitativ gemacht werden sollen.  Wie beim Essen sei es unverzichtbar schon von Beginn an  in der Kindheit sehr gute Qualität zu bieten.

Er erzählt eine anspruchsvolle Geschichte, jedoch nicht als Sozialdrama, sondern als großes Abenteuer. Ein Genuß, der hochwertig und gleichzeitig unterhaltsam sein soll. Xavier Koller lobt seine Crew und die Voraussetzungen, die sie ihm geschaffen habe.  Landschaften, Locations, Maske, Kostüm, Szenenbild, alles schaffe ihm phantastische visuelle Angebote, so daß er sich aufs beim Dreh Wesentliche, auf die Schauspieler, voll konzentrieren könne.

© Martin Menke für enigma film, 2012

In 41 Drehtagen wird der Film gedreht, und der Regisseur schwärmt von der enormen Professionalität seiner Schauspieler, besonders auch der jugendlichen Darsteller wie Fynn Henkel als Giorgio. Fynn habe enorm viele Drehtage absolviert. Um die gesetzlich begrenzten Arbeitsstunden für Kinderdarsteller einzuhalten und die Jugendlichen nur begrenzt aus der Schule zu holen, wurde ständig mit zwei Kameras gedreht und der Drehzeitraum teils in die Sommerferien gelegt. Der Film soll Spaß machen und gleichzeitig wichtige Themen behandeln und mit der hohen Qualitätsanforderung sowohl ein Genuß sein als auch geeignet für ein Schulunterrichtsthema und eine Diskussion in der Familie zum Beispiel. Aus diesen Gründen, habe sich auch die ARD als Senderpartner früh bekannt und mit WDR, NDR und arte sowie Bayerischer Rundfunk den Film unterstützt.

Fynn Henkel, der sich noch in der Schornsteinfegermaske zur Pressegesprächsrunde dazugesellt, erzählt, wie spannend es für ihn war, an so vielen Drehorten zu spielen. Das habe ihm auch geholfen, die Geschichte noch bessser durchleben zu können. Der sympathische Junge gibt den Protagonisten des Films, mit ihm und den anderen Kaminfegerjungen fiebert der Zuschauer mit. Xavier Koller habe diesen Jungen einen starken Antagonisten gegenüberstellen müssen, der in der Geschichte überwunden werden muß, und hat als den Menschenhändler, den „Mann mit der Narbe“ Moritz Bleibtreu besetzt.

Moritz Bleibtreu ist schon fertig abgedreht (Richy Müller ebenfalls) und deshalb leider nicht mit am Set. Dafür aber die großartigen Schauspieler Waldemar Kobus und Dominique Horwitz, die einen sympathischen und unsympathischen Schornsteinfegermeister darstellen.

Waldemar Kobus spiele einen gutmütigen lieben Kerl, also eigentlich nur sich selbst.  Dominique Horwitz berichtet, daß er durchaus die Bösewicht-Rolle genieße, er sei im Film ein ständig trinkender kinderprügelnder Choleriker, als Filmfigur habe diese Rolle durchaus ihre Reize, erzählt er mit Augenzwinkern. Auch in der Gesprächsrunde ist der Spaß an der Auseinandersetzung und das gegenseitige Aufziehen der beiden Darsteller zu bemerken und macht das Presseevent recht vergnüglich. Unsere Fotos lassen ein wenig davon ahnen.

Auch Herr Horwitz und Herr Kobus betonen die angenehme und enthusiastische Arbeitsatmosphäre in der Filmcrew. Auf die Frage der lokalen Presse an Dominique Horwitz, welcher Drehort ihm am meisten Spaß gemacht hätte, antwortet dieser, die 4 Drehtage in Hanau natürlich! Aber der Dreh in der Kölner Altstadt habe ihn auch sehr beeindruckt, in der die Szenen im alten Mailand gedreht wurden.

 

© Martin Menke für enigma film, 2012

 

Zum Abschluß erhalten wir noch eine Führung durch das Aeon Gelände und erfahren mehr über die Firma, ein Foto- und Filmstudio und Informations Management Büro mit 20 ständigen Mitarbeitern, die in Kooperation mit der Heidelberger Universität auch hochqualitativ ausbilden im Bereich der wissenschaftlichen Bildbearbeitung, Kamerachips, Entwicklungen bei Projektionsgeräten machen und in diversen anderen Bereichen arbeiten. So besteht unter anderem eine langjährige Kamerabegleitung bei verschiedenen medizinischen Themenbereichen, z.B. bei Knochenkrebserkrankungen von Kindern und operativen Krebstherapien bei Lebermetastasen.

Die Halle werde auch außer für Filmdrehs für Industriefilmproduktionen und für ungewöhnliche Fotoshootings genutzt. Die Ausbildungsplätze in der Firma seien sehr begehrt, da die Mitarbeiter auch anschließend noch sehr gefördert würden, was der Firma dann selbst wieder zugute komme. Attraktiv sei auch das internationale Arbeiten in Buenos Aires und Las Vegas, Barcelona, etc.. Die Firma habe ein Konzept, das vor allem durch die zwei Standbeine funktioniere.

Wir genießen noch einen Ausblick vom Dach: rückwärtig Ikea und nach vorne ein schöner Blick über die Dächer von Hanau, in der Ferne Frankfurt.

Die Sonne verabschiedet sich langsam und wir uns ebenfalls. Wir bedanken uns für die interessanten Einblicke und Gespräche und freuen uns auf ein spannendes, sozialkritisches, visuell genussvolles Kinoerlebnis in 2013 mit hochkarätigen Schauspielern unter Oscar prämierter Regie und Postproduktion: „Die schwarzen Brüder“.

© RCR Julia Stolze

 

© RCR Stefanie Höpner

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