"Dame, König, As, Spion" – Filmkritik plus Video von der Premiere

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Am 2. Februar kommt der Spionagefilm in die deutschen Kinos. Ein Ausblick auf die Literaturverfilmung nach dem Roman von John le Carré und ein Rückblick auf die Deutschlandpremiere in Berlin.

Wer Richtung siebziger Jahre blickt, bekommt zumeist den Blick auf ein Jahrzehnt voller Krisen. Der Vietnamkrieg, die Watergate-Affäre und die Ölkrise gruben sich in Form von Angst und Misstrauen tief in die Köpfe der Menschen. Überschattet wurden diese Ereignisse von dem übermächtigen „Kalten Krieg“, der mehr als nur dieses Jahrzehnt überspannte. Zumindest äußerlich wurde versucht, den friedlichen Schein zu wahren. So wie die Männer des britischen Geheimdienstes MI6, die nach außen hin die gut gekleideten und frisierten Gentleman geben, während sie ihre wahren Emotionen in einem Käfig ‚rauslassen. Dieser Käfig ist nicht weniger als der Besprechungsraum des ‚Circus‘, der obersten Spitze der Spionageabteilung. Dort fällt die Maskerade und der straff sitzende
Anzug kann die Egos nicht mehr im Zaum halten. Es wird geschrien und gestikuliert, auf die Schwäche des Gegenüber gewartet und weiter geschrien.

Diese Szene aus „Dame, König, As, Spion“ ist die vielleicht untypischste des Films. Das sonst lieber auf leisen Sohlen daherkommende Werk des schwedischen Regisseurs Tomas Alfredson legt viel mehr Wert auf die simple Feststellung, dass der ‚Kalte Krieg‘ zwischen all dem Wettrüsten vor allem ein Krieg der Mimik & Gestik war. Alfredson hat es geschafft, diesen Waffen ein Gesicht zu geben: Gary Oldman. Dieser spielt den aussortierten Spion George Smiley, der einen Maulwurf im engsten Kreis des ‚Circle‘ ausfindig machen soll, mit einem Pokerface wie es kein zweites im Film gibt. Dabei wäre die Chance hoch, eines zu finden. Seine ehemaligen Kollegen spielen mit gezinkten Karten und wer dies tut, lässt sich nicht gerne ins Blatt schauen. Ob daraus Action erwächst? Mitnichten. „Dame, König, As, Spion“ gibt dem „Kalten Krieg“ die Verbildlichung, die er in den Köpfen der Menschen seit Jahren hat – die Welt ist grau, kühl und misstrauisch. Es wäre einfach, sich so aus der Affäre zu ziehen. Doch ein Mann wie Tomas Alfredson, der mit dem düsteren Teenager-Drama „So finster die Nacht“ große Aufmerksamkeit erregte, will mehr. Die Nebenrollen sind nicht aus Zufall so gut besetzt. Colin Firth, Toby Jones, John Hurt, Mark Strong und TV-Sherlock Benedict Cumberbatch spielen weit mehr als nur grinsende Schlipsträger, sondern müssen nach und nach ihre Fassade aufbrechen lassen. Darunter kommt zum Vorschein, worum es Alfredson eigentlich ging: Werte wie Freundschaft & Loyalität. Es gibt sie versteckt während der Arbeit, verborgen im Privaten und sogar über den Tod hinaus. Die Kamera versucht diese zwischenmenschlichen Empfindungen einzufangen und sucht sie genau an der richtigen Stelle – in den Gesichtern dieses perfekten Casts. Die Geschichte um den Maulwurf und Smileys Erzfeind, den russischen Spion ‚Karla‘, ist hierfür nur der Aufhänger. Wer also einen klassischen Spionagethriller erwartet, wird enttäuscht sein. Für alle, die jedoch mehr sehen wollen als ein altes Abziehbild, ist dieses ruhige Drama 127 Minuten voller Genuss. Der einzige Wermutstropfen: Sie sind zu schnell vorbei.

„Dame, König, As, Spion“ wird ab dem 02. Februar in den deutschen Kinos laufen. Es ist der erste große Film des ehemaligen TV-Filmers Tomas Alfredson, der für die Verfilmung des Klassikers von John le Carré nicht nur bei den Schauspielern Wert auf Authentizität legte. Nur dadurch konnte ein so dichtes, ehrliches und bedrückendes Drama entstehen, dass selbst der Autor nur mit Beifall zu kommentieren vermochte.

(c) RCR Enrico Seligmann

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