Fashion Talks – Eine Ausstellung über den individuellen und kollektiven Umgang mit Mode

0

Die Mode spricht – wie sie das tut, verspricht die Ausstellung „Fashion Talks“ noch bis zum 26. Februar zu beantworten! Anne Julia Hagen „hörte“ genau hin – im Museum für Kommunikation in Berlin.

Wir befinden uns im Zeitalter des Bedürfnisses nach Individualität. Wenn jeder individuell sein will und sich dabei an Trends orientiert, entsteht eine uniforme Individualität. Die Uniform ist auch das Thema der ersten Station der Ausstellung.

Es wird schnell klar, welche Parallele zwischen einer Uniform und der Aussage von Mode bestehen kann. Heutige Accessoires fungieren als moderne Rangabzeichen, so wie die Abzeichen einer Uniform. Sie sind „Alltagsinformation“ und lassen uns wissen, mit wem wir es zu tun haben. Einem Emo, Yuppie oder Gossip It-Girl?

Eine perfekte Überleitung zur nächsten Station, der der Jugendkulturen.

Emos, Teds und all die anderen Subkulturen definieren sich mittels ihrer Kleidung. Ihre Kleidung zeigt zum Beispiel, welche politische Einstellung sie teilen. Die Rede ist hier von Szenecodes. Mode ist also ein Code, der gelesen und interpretiert werden kann. Jede Szene besitzt einen eigenen Code.

Benutzen wir unsere I-pod earplugs, kommunizieren wir laut Szenecode, dass wir zur Gruppierung der Minimalism-Yuppies gehören. Wollen wir das und vor allem wissen wir das überhaupt? Es wird schnell deutlich, dass Codes nicht zwingend etwas Bestimmtes kommunizieren müssen oder sollen.

Anschließend folgen die Stationen „Ökomode“, „Jeans“ und „Muster“. Wobei in der Abteilung Ökomode im Schaufenster des Kleidungsherstellers „H&M“ die „Gegen Aids“ Kollektion mit der wohl eher passenden „Organic Cotton“ Kollektion verwechselt wurde. Kritisch zu betrachten ist, dass auch Designer, die alles andere als „Öko“ sind, in diesem Abteil gezeigt werden – aber „einem geschenkten Gaul guckt man nicht ins Maul“.

Weiter geht es zur Jeans. Der ohnehin überschaubare Raum für die Ausstellung verliert unnötig Platz an das viel zu große Jeansabteil. Viele verschiedene Modelle, auf die nicht näher eingegangen wird, hängen an Stangen oder sind in Schaufenstern zu betrachten.

Es ist informativ zu lesen, dass die in der letzten Station gezeigten Camouflage Muster für jede Nation der Welt anders sind. Das Muster teilt uns mit, zu welchem Land es gehört. Auch der historische Einblick zum Tartanmuster ist gelungen. Es wird klar, dass Tartan nicht unbedingt mit Punks assoziiert werden kann, große Modelabels wie Burberry verwenden ebenfalls  das Tartanmuster im eher klassischen Stil.

Der Code einer Mode, eines bestimmten Kleidungsstücks oder eines Musters ist demnach mehrfach codierbar. Er kann überschrieben werden oder auch mehrere Codes gleichzeitig beinhalten.

Die Ausstellung vermittelt, wie Mode durch Codes kommuniziert. Auch verschafft sie einen Einblick in die zahlreichen Subkulturen und ihre jeweiligen Modecodes. Sie regt zur Reflexion über unsere eigene Kleidung an! Haben wir Stil? Wenn ja, was für einen?

Einige wünschenswerte Aspekte bleiben allerdings auf der Strecke.

Wie kommuniziert Mode durch Schnitte? Wie kommuniziert Mode psychologisch? Miniröcke sprechen Männer eher an als schlabbrige Hosen, oder? Kann auch eine Burka sprechen? Ist Mode religiös? Fragen über Fragen. Vielleicht braucht es für die nächste Fashion Talk Ausstellung einfach mehr Platz. Die Idee und ihre Umsetzung von Franke und Steinert, Absolventen der UdK Berlin in Industrial Design, ist interessant und nichts desto trotz sehenswert.

Vom 7.10.2011 – 26.02.2012 ist sie im Museum für Kommunikation in Berlin geöffnet.

Weitere Informationen unter www.fashion-talks.de

© RCR Anne Julia Hagen

Fotos: © Museum für Kommunikation Berlin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert