Der Roncalli Weihnachtszirkus im Berliner Tempodrom

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Weihnachten in Berlin beginnt mit einem Besuch bei RONCALLI. Das ist seit 12 Jahren so Tradition.

Von Ilse Biberti

Weihnachten in Berlin beginnt mit einem Besuch bei RONCALLI. Das ist seit 12 Jahren so Tradition. Vor dem Tempodrom fehlt nur noch der Schnee zum perfekten weihnachtlichen Bild. Geschmückte Tannenbäume überall. Doch im zeltartigen Bau ist das sofort vergessen: es duftet nach karamellisiertem Zucker. Kinder wuseln glücklich herum. Weiter innen in der Manege blitzen und funkeln riesige Weihnachtsbäume mit goldenen Sternen und ein Adventskranz über dem Orchester.

Das Schönste bei Roncalli sind für mich die poetischen Einfälle, die Akrobatik auf Weltniveau und genialerweise die Kombination aus beidem.

Clown Mikhail Usov und die Lichtgestalt Dundu in klein und groß von Puppenspieler Tobias Husemann und seinem Ensemble sind der rote Faden. Mikhail Usov ist erst Schneider, dann Koch, Dirigent begleitet von einem sehr, sehr kleinen lebendigen Stuhl und einer Tänzerin ohne Oberkörper.

Mikhail Usov’s Jongleur Nummer mit den Kochtöpfen ist klasse. Sie sind als Epauletten auf den Schultern, als Verzierung an den Füßen, als Hut  auf dem Kopf, zwischen ihnen lässt er Ping-Pong-Bälle klackend hin- und herfliegen. Ein Lied entsteht. Oder die Nummer mit der Luftpolsterfolie, die Mikhail im Publikum verteilt. Als Dirigent leitet Mikhail Usov die Zuschauer an die luftgefüllten Blasen rhythmisch zu zerdrücken. Mit Unterstützung des Orchesters erschaffen sie einen mitreißenden Donauwalzer. Toll!

Dundu erscheint das erste Mal klein in der Manege: ein kleiner junger Dundu beim Schneiderlein. Er möchte mitspielen und darf es auch. Über die Show wird er in die Welt der Zirkus Magie und Fantasie geführt und wächst zu einem Riesen. Einem poetischen Riesen. So wie bei mir und den Kindern um mich herum unsere Fantasie durch das Miterleben wächst und wächst. Die weltweit größte freispielbare Puppe DUNDU wird von fünf Spielern in Harmonie mit der Musik zum Leben erweckt. Jede Bewegung der Figur ist ein Resultat kollektiver Impulse im Hier und Jetzt. Einzelne Faserstränge, die DUNDUs transparenten Körper erschaffen, überkreuzen sich und bilden ein Netzwerk aus Freiraum und Verbindung, Synonym für die Kreativität der Menschen.

Die Truppe Sol de Cuba aus Havanna wirbelt zu Salsaklängen atemberaubend durch die Luft. Ihre ungeheuer strahlende Laune verbreitet sich wie ein Virus. Bei ihrer Finalnummer bleibt mir schier das Herz stehen. Ich trau mich eigentlich gar nicht hinzugucken. Oh je, wenn da was passieren würde. In mir tobt es: hinsehen? Oder doch lieber nicht? Ich bin schon dabei die Schulter meines Nachbarn als Versteck zu nutzen. Da siegt mein Vertrauen in die Artisten. Unglaublich. Ein Mann hat ein Stangengestell auf seinen Schultern. Darauf steht eine atemberaubende schöne Frau. Sie hält einen Reifen mit ausgestreckten Armen hoch. Vor ihnen auf einer Schaukel am Boden schaukeln 3 Männer hinter ihnen 3 Männer mit einer tragbaren Matratze.  Der Artist springt rückwärts von der Schaukel durch den Ring auf die Matratze. Meine Verehrung an Sol de Cuba. Akrobatik auf Weltniveau. Danke.

Aime Morales aus Venezuela verbindet beides, Akrobatik und Poesie. Ein aus der griechischen Mythologie entstammender alter Weiser und auch in der Wirkung wie ein gerade geborenes Wesen erfindet er das Rad neu, entdeckt den Cyr-Reifen. Erforscht das Rund, die Bewegung, den Ursprung des Lebens. Genial.

Dann trifft der riesig große Dundu ein an Seifenblasen-Ballons schwebendes kleines Mädchen. Sie erkennen einander als verwandte Seelen. In Zartheit und Würde begeben sie sich gemeinsam auf eine Reise durch die Manege und unserer Fantasie. Mit diesem Bild beginnt für mich Weihnachten.

Auf das Leben.

© RCR René du Vinage


© RCR Laurenz Carpen

Autorin

Ilse Biberti

Bestsellerautorin „Hilfe, meine Eltern sind alt“/ „Das Alter kommt auf meine Weise“

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