MAX & JOY – KOMM NÄHER Zwischen Taktgefühl, Liebe und 25 Jahren Musikgeschichte
Die dreiteilige Doku-Serie begleitet das Musikerpaar Joy Denalane und Max Herre auf seiner musikalischen Reise zum ersten gemeinsamen Album. Ab 8. Mai 2025 in der ARD Mediathek

Manchmal erzählt Musik, was Worte allein nicht können. Und manchmal sind es jene Momente dazwischen, die leisen, gebrochenen, unverstellten, in denen sich große Geschichten offenbaren.
Am 7. Mai 2025 wurde in der stilvollen Atmosphäre der ASTOR Film Lounge am Kurfürstendamm die dreiteilige ARD Doku „Max & Joy, Komm näher“ uraufgeführt. Was sie so besonders macht, ist nicht nur der unverstellte Blick hinter die Kulissen eines Künstlerpaares, das Generationen geprägt hat, sondern vor allem das ehrliche Erzählen von Höhen und Brüchen, von kreativen Explosionen und zarten Wiederannäherungen. Rund 200 geladene Gäste feierten einen Abend, der die künstlerische Reise von Joy Denalane (51) und Max Herre (52) eindrucksvoll würdigte.
Sie sind seit über zwei Jahrzehnten kreative Weggefährten, Liebende, Eltern, Getrennte, Wiedergefundene und stehen im Zentrum dieser dreiteiligen Doku, die nicht nur ein musikalisches Lebenswerk nachzeichnet, sondern auch eine Chronik des Zusammenwachsens im Umbruch unserer Zeit entwirft.
Sékou Neblett spielt dabei ebenfalls eine zentrale Rolle. Als Erzähler der Dokureihe und langjähriger Freund der beiden, der all ihre Phasen erlebt hat und ehemals Teil des Hip Hop Kollektivs Freundeskreis war, begibt er sich mit ihnen auf Spurensuche, von den Ursprüngen in Berlin Schöneberg und Stuttgart West bis zur Entstehung ihres gemeinsamen Albums Alles Liebe (2024), das mit seinem zarten Pathos und ausgefeilter Produktion auf Platz fünf der deutschen Charts einstieg und doch weit mehr ist als ein Comeback.
Während Herre krankheitsbedingt nicht an der Premiere teilnehmen konnte, trug Denalane den Abend mit einer Präsenz, die die Grenzen zwischen Bühnenfigur und Persönlichkeit mühelos aufhob. Gekleidet in einen dunkelgrünen Zweireiher, dessen maskuline Strenge durch eine weiße Bluse gebrochen wurde, betrat sie den roten Teppich wie eine Künstlerin, die ihre Stimme nicht nur als Instrument, sondern als Haltung versteht.
Doch der Abend war mehr als eine Hommage an ein Künstlerpaar. Diese Dokureihe entpuppt sich als vielschichtige Reflexion über Liebe und Identität, künstlerische Arbeit im Spagat zwischen Selbstverwirklichung und Kompromiss und über das Altern im Rampenlicht. Die Serie dokumentiert nicht nur den kreativen Prozess hinter dem gemeinsamen Album, sondern auch das Ringen um Nähe in Zeiten der Entfernung.
Es sind Szenen voller Alltag und Auseinandersetzungen, getragen von einem tiefen Respekt füreinander und für das, was einst war und wieder geworden ist. Nachdem der erste Teil der Doku gezeigt wurde und die zwei weiteren dem Publikum einen kurzen Einblick gewährten, überraschte Joy mit einer Live Performance der Lieder „Was auch immer“ und „Bisschen mehr als Freundschaft“.
Mit jedem Ton schien Denalane ihre Geschichte weiterzuerzählen, voller Stärke, voller Verletzlichkeit. Sie übernahm sogar einen Rap Part ihres abwesenden Partners, ein leises Bekenntnis zu einer Verbundenheit, die über die Bühne hinaus weiterlebt.
Am Ende dieses Premierenabends bleibt mehr als nur der Eindruck einer gelungenen Dokuveröffentlichung. Es bleibt das Gefühl, Teil von etwas Echtem gewesen zu sein. Max & Joy, Komm näher ist keine Inszenierung, sondern eine Einladung, zu verstehen, zu fühlen, zu erinnern.
In einer Welt, die oft laut und rastlos ist, entfaltet diese Dokumentation ihre Stärke im Stillen, in Blicken, die mehr sagen als Worte, und Liedern, die weiterklingen, wenn alles gesagt scheint. Eine Geschichte über Liebe, künstlerisches Ringen und die Kraft, zurückzukehren. Ein Abend, der nachhallt. Wie ein Lied, das bleibt.
Feline Basiner
Sehr schöne Kommentare und Einblicke in die Künstler*innenleben.
Immer toll und spannend geschrieben von René du Vinage und Feline Basiner.