75. Berlinale – Die etwas andere Besserwisserin

Für Deutschland geht diesmal der Spielfilm “Was Marielle weiß” im Wettbewerb um den Goldenen Bären ins Rennen (weitere deutsche Filme sind Koproduktionen mit anderen Ländern). Dabei handelt es sich erst um den zweiten Kinofilm des Karlsruher Regisseurs Frédéric Hambalek.
Das harmonische Familienleben von Julia (Julia Jentsch) und Tobias (Felix Kramer) kommt ins bröckeln, als ihre Tochter Marielle (Laeni Geiseler) plötzlich übersinnliche Fähigkeiten entwickelt. Sie bekommt alles mit, was die Eltern den ganzen Tag über sagen und tun. So erlangt sie schockierende Einblicke und fühlt sich verpflichtet im Leben der Eltern mal ordentlich aufzuräumen.

Am besten einzuordnen ist der Film wohl als witziges Drama. Denn trotz ständiger Lacher, vor allem Dank des harmonischen Ensembles rund um Felix Kramer und Julia Jentsch, bleiben diese schnell im Halse stecken. Zwar erinnert das Thema Hellsehen zunächst vielleicht an leichte Slapstick-Komödien, doch schnell wird klar, dass der Film dabei einen ganz anderen Twist in petto hat.
Die Hauptprotagonistin Marielle (Laeni Geiseler) zeigt eindrucksvollen Scharfsinn und eine schonungslose Verletzlichkeit. Als moralischer Kompass hält sie den Eltern gnadenlos den Spiegel vors Gesicht. Der Film beweist außerdem, dass weniger mehr sein kann und kehrt zu dem früher üblichen 90-Minuten-Richtwert zurück.
Maimouna Ferro
Fotos Alexander Griesser