3. Juni 2017, eine Kleinstadt in Texas: Das normale Leben der 25-jährigen Reality Winner (Sydney Sweeney) wird auf den Kopf gestellt, als plötzlich zwei FBI-Agenten vor ihrem Haus aufkreuzen. Überaus höflich teilen Agent Garrick (Josh Hamilton) und Agent Taylor (Marchánt Davis) ihr mit, über einen Durchsuchungsbefehl zu verfügen und beginnen mit ihrer Trupp nach und nach das Haus zu beschlagnahmen. Dabei wird ganz bedacht darauf geachtet, dass Realitys Hund und Katze gut versorgt sind. Die Agents binden die junge Frau in Smalltalk ein und das Szenario ist anfangs fernab von üblichen Razzien. Das Publikum wird hautnah Zeuge wie sich schleichend eine schaurige Spannung aufbaut. Reality wird allmählich der Ernst ihrer Lage bewusst, mit leichtgeröteten Wangen ergibt sie sich ihrem Schicksal. Denn natürlich gibt es einen Grund für den Aufmarsch – Reality soll hochsensible NSA-Daten an eine Whistleblower-Homepage geleaked haben. Die Beschuldigte streitet zunächst alles ab, doch die Agents sind natürlich bereits bestens informiert.

So entfaltet sich in diesem Kammerspiel, wie sich der Tag damals abgespielt hat. Der Wortlaut entspricht dabei 1:1 den originalen FBI-Transkripten. Die Regisseurin Tina Satter adaptierte für ihr Regiedebüt ihr Off-Broadway-Theaterstück aus 2017 zum Film. „Reality“ läuft in der Panorama-Kategorie der diesjährigen Berlinale. Hauptdarstellerin Sydney Sweeney erklärte in der Pressekonferenz, sie hatte in der Vorbereitung zu den Dreharbeiten auch die Möglichkeit die echte Reality Winner zu treffen. Dadurch bekamen für sie die Mitschriften und Tonaufnahmen des Ereignisses auch einen Bezug zum Naturell der Frau mit dem ungewöhnlichen Namen. Eine kurzweilige, subtile Momentaufnahme mit überraschend großem Effekt.

Foto: © Seaview

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