Hollywood der Stimmen – Zur Verleihung des Deutschen Synchronpreises 2019

Am 23.05.2019 – bei schönstem Maiwetter – wurde der Deutsche Synchronpreis durch den Synchronverband e.V. – Die Gilde, in Berlin verliehen.

Es war groß angekündigt, am 23.05.2019 – bei schönstem Maiwetter – wurde der Deutsche Synchronpreis durch den Synchronverband e.V. – Die Gilde in Berlin verliehen.

In entspannter Atmosphäre und im Licht der Abendsonne trudelten ab 18.30 Uhr die ersten geladenen Gäste der Synchronbranche, als auch Prominenz aus Wirtschaft und Kultur im Tipi am Kanzleramt ein. Bei Schörlchen, Wein und Sekt begann ein sehr angenehmer Abend eines Zweiges der Film- und Fernsehbranche, der zu Unrecht mitunter belächelt wird. So waren die Worte des Jury-Präsidenten, Christian Brückner, wohl platziert: „Unsere geliebte Branche neigt ja dazu, ihr Licht unter den Scheffel zu stellen. Und es sieht heute Abend eigentlich nicht so aus, als wäre das der Fall. Und wenn das so ist, dann bin ich sehr, sehr, sehr glücklich!“ Brückner ist unter anderem die deutsche Synchronstimme von Robert de Niro und, nun ja: Don Vito Corleone hört man einfach zu und nickt!

Es wurden acht Preise verliehen. Das Besondere dabei war, dass der Award an die ganze Synchron-Produktion ging und nicht nur an den/die Synchronsprecher/in. Angefangen von der Übersetzung, dem Ton, über die Aufnahmeleitung bis zur Regie wurde eine Gemeinschaftsleistung honoriert. Der ganze Abend stand ohnehin im Zeichen von fast familiärem Teamwork und gegenseitiger Wertschätzung. Und an alle, die sich wundern: Ja, so eine Synchronisation funktioniert in gewisser Weise, wie eine Neuverfilmung. Es wird nicht einfach übersetzt, sondern die visuelle Konzeption des Filmes, sein Sujet und natürlich die gesprochenen Worte müssen vom gesamten Synchronteam verstanden, interpretiert und verinnerlicht werden. Synchronisation in ihrer vollkommensten Form ist demnach auch Kunst und nicht bloße Wort-Jonglage.

Die Preisträger in der Kategorie Film sind:

Beste Komödie: The Death Of Stalin – Stalins Tod (Neue Tonfilm München GmbH)
Bestes Drama: A Star is Born (RC Production)
Bester Animationsfilm: Coco-Lebendiger als das Leben (FFS – Film- &Fernseh-Synchron GmbH)

Die Preisträger in der Kategorie Serie sind:

Beste Comedyserie: Fleabag (Arena Synchron GmbH)
Beste Dramaserie: Game Of Thrones (FFS – Film- & Fernseh-Synchron GmbH)
Beste Animationsserie: Lost in Oz (FFS – Film- & Fernseh-Synchron GmbH)

Mit einem Ehrenpreis für ihr Lebenswerk wurden Luise Lunow und Friedrich G. Beckhaus geehrt.

Neben Christian Brückner, setzte sich die Jury aus der Stimme von u.a. Cameron Diaz Katrin Fröhlich, dem Filmkritiker Alexander Soyez, dem Synchronredakteur Alexander König, der Übersetzerin Margit Webb, dem Dialogbuchautor Joachim Kunzendorf, dem Synchronregisseur Christoph Cierpka, der Cutterin Bettina Rekuc, dem Aufnahmeleiter Sascha Unnasch und dem Tonmeister Philipp-Sebastian Dressler zusammen. Gemeinsam erfuhren auch sie, wie die geladenen Gäste, erst am Abend selbst, wer gewonnen hat.

Wer schon mal im Tipi am Kanzleramt war, weiß, dass man dort nicht brav im dunkeln Saal in seinem bescheidenen Stühlchen sitzt, andächtig schweigt und verzweifelt versucht – ohne sich allzu stark zu bewegen – seine Beine so zu sortieren, dass es minimal unangenehm ist. Sondern, eben ganz Varieté, an Tischen in geselliger Runde ein Gläschen schnabulierend, mit zur Veranstaltung gehört: Husten, Lachen und Zurufe erlaubt!

Charmant denglisch, wie es nun mal so ihre Art ist, führte die Entertainerin Gayle Tufts durch den Abend und wurde musikalisch von Andrej Hermlin und seinem Swing Dance Orchestra unterstützt.

Und wenn man nach der Preisverleihung die Augen schloss und in die Menge hinein lauschte, waren sie alle da: Angelina Jolie (Claudia Urbschat-Mingues), Leonardo DiCaprio (Gerrit Schmidt-Foss), Brad Pitt, der irgendwie verdächtig wie Jack Black klang (Tobias Meister), Vin Diesel (Martin Keßler) und andere Persönlichkeiten mit bekannten Stimmen und nicht ganz so bekannten Gesichtern, ohne die Kino und Fernsehen in Deutschland nicht dasselbe wären.

Ariane Reisenweber

Fotos © René du Vinage