Der Hessische Empfang und die Suche nach neuen Worten
In der Hessischen Landesvertretung finden sich anlässlich der 69. Berlinale wieder zahlreiche Politiker und Filmschaffende zum alljährlichen Hessen-Empfang ein!
In der Hessischen Landesvertretung finden sich anlässlich der 69. Berlinale wieder zahlreiche Politiker und Filmschaffende zum alljährlichen Hessen-Empfang ein! Das sonnige Wetter an diesem Dienstag in den Ministergärten, Miniburger und weitere Häppchen bei einem Getränk – ein vertrautes Déjà-vu!
Hier begegnen sich Filmschaffende wie SchauspielerInnen Lisa Martinek, Inka Friedrich, Anja Knaur, Rike Schmid, Loretta Stern, Friedrich Liechtenstein, Nele Kiper, David Rott, Chiara Schoras, Carolina Vera, Stephanie Lexer, Helen Woigk, Susan Sideropolus, Ute Bronder und Colibri-Chefin Katja Lorenz, Ina Paule Klink, Edgar Selge und Franziska Walser, Stefanie Höner oder Anno Saul (Regisseur der gerade anlaufenden 2. Staffel von Charité). Unter den PolitikerInnen fanden sich etwa Ingmar Jung, Martin Rabanus, Bettina Hoffmann, Miriam Schmidt sowie die Ministerinnen Angela Dorn und Lucia Puttrich.
Puttrich, Hessische Ministerin für Bundes und Europaangelegenheiten und Bevollmächtigte des Landes Hessen beim Bund (CDU) begrüßt, wie zuletzt vor fünf Jahren, die Gäste zum Empfang. Als Hausherrin angekündigt, stellt sie sich scherzend die Frage, ob dieses Wort nicht aus seiner Zeit falle – Hausfrau scheint ihr in dem Zusammenhang aber auch kein passender Ausdruck.
Kunst-und Kulturministerin Angela Dorn (Die Grünen) verkündet, dass der Koalitionsvertrag die Filmförderung in vier Bereichen vorsehe:
Die Darlehen, die bisher fünfzig Prozent der Filmförderungsmittel ausmachten, sollen sukzessive reduziert werden.
Kinos sollen vom Land Hessen unterstützt werden. Die Auszeichnung der Kinos ist ein schöner Zug des Hessenpreises. Daneben sollten zusätzliche Räume für den Film durch mobiles Kino in Gemeinden fernab der Städte neu geschaffen werden. Den zurückgehenden Zahlen der Kinobesuche ließe sich so entgegen wirken und schließlich wäre das auch im umfassenderem Sinn der Kulturförderung, denn wo sich Kino neu erfinde, gebe es etwa auch Lesungen und Konzerte. Die Festivalförderung würde verdoppelt.
Weiter soll die Digitalisierung der analogen Filmgeschichte vorangetrieben werden. Diese müsse nicht nur durch das Filminstitut und die Murnau-Stiftung erhalten, sondern auch dringend mit der Neuzeit kombinierbar sein, damit diese nicht in Vergessenheit gerate.
Ein weiteres Thema wird das der Nachhaltigkeit sein, nicht nur in ökologischer Hinsicht (Stichwort: Grüner Drehpass). An oberster Stelle stehe auch der soziale Aspekt der Arbeitsbedingungen beim Film.
Von HessenFilm und Medien gefördert, feiert in diesem Jahr “Born in Evin“ (Regie: Maryam Zaree) in der Sektion Perspektive Deutsches Kino Weltpremiere. Daneben sind David Nawraths “Atlas“ und “Pettersson und Findus – Findus zieht um“ (Regie: Ali Samadi Ahadi) bei Lola auf der Berlinale zu sehen.
Zum Gespräch eingeladen sind von “Atlas“ David Nawrath (Regie) und Britta Knöller (23/5 Filmproduktion), und von der in Vorbereitung stehenden Produktion “Eine Handvoll Wasser“ Tonio Kellner (Produzent) und Jacob Zapf (Produzent/Regisseur) von Neopol Film in Frankfurt und engagiert in der Initiative HessenFilm. Produzentin Britta Knöller bedankt sich bei Frau Dorn für das Vorhaben der Darlehensreduzierung. Sie bestätigt, Hessen sei gerade auf Grund der teuren Anleihe nun mal nicht die erste Wahl Filmschaffender. Dennoch war Hessen für Nawraths Debüt ein echter Glücksfall, die Nominierung zum Hessischen Filmpreis noch dazu. Das Neopol-Filmteam, dessen Debüt noch bevorsteht, darf auf Nachfrage stolz verlauten, dass Jürgen Prochnow die Hauptrolle übernehmen wird. Drehbeginn im Herbst.
Hans Joachim-Mendig (Geschäftsführer von HessenFilm und Medien) fragt sich derweil, ob “The Next Generation“ für Nachwuchs nicht eine zeitgemäßere Bezeichnung sei. Ob nun “Neue Generation“, die englische Version, ein anderer Name oder doch der altbewährte Nachwuchs, der gefördert werden soll – die drei Jahre alte Talentpaketförderung habe laut Mendig eingeschlagen! Mendig kritisiert aber weiter das Ungleichgewicht im Geschlechterverhältnis bei den Produktionen. Daneben erhofft sich Mendig mit einer zusätzlichen Investition in Seminare und Stipendien ausgewanderte Talente zurückzugewinnen und in Hessen halten zu können. Kellner (Neopol Film) lenkt ein, sie würden bewusst im Herbst drehen. Sobald drei Filme im Sommer in Frankfurt parallel gedreht würden, würde es eng, da die wenigen ortsansässigen Filmschaffenden ausgelastet seien! Verstärkung ist also wünschenswert.
Gewinner des epd-Leserpreises für den besten Film ist “In den Gängen“ von Thomas Stuber. Der hat gerade im Übrigen den Wiesbadener Tatort gedreht.