Der Nominiertenabend des Deutschen Filmpreises
Am 28. April wird der Deutsche Filmpreis im Palais am Funkturm in Berlin verliehen. Zuvor wurden alle Nominierten zum schon traditionellen Dinner geladen. In diesem Jahr werden so viele Filmemacherinnen ins Rennen geschickt wie nie zuvor. Drei von sechs nominierten Spielfilmen stammen von Frauen.
Am 28. April 2017 wird der Deutsche Filmpreis im Palais am Funkturm in Berlin verliehen. Zwei Wochen zuvor wurden die Nominierten zum schon traditionellen Dinner geladen, das in diesem Jahr erneut im BMW Haus am Kurfürstendamm stattfand. Neben der Präsidentin der Deutschen Filmakademie, Iris Berben, und Jasmin Tabatabai, die als Moderatorin durch den Gala-Abend führen wird, begrüßte Hausherr Hans-Reiner Schröder auch Regisseur Simon Verhoeven und Produzent Quirin Berg, Ulla Kock am Brink und Peter Fissenewert, Filmeditorin Monika Schindler, Christiane Paul, die Regisseurinnen Nicolette Krebitz, Maren Ade und Anne Zohra Berrached, die Schauspieler Lilith Stangenberg, Arved Friese, Gioia Raspe, Fritzi Haberland, Eva Löbau, Bjarne Mädel, Julia Jentsch, Georg Friedrich und Martin Feifel sowie Designerin Lana Mueller.
Fotos © René du Vinage
Ist 2017 das Lola-Jahr der Frau?
Sie ist golden, wiegt 3,5 Kilo, und sie ist eine Frau. Das deutsche Pendant zu den renommierten Oscars, die Lola, macht ihrem Namen Ehre.
In diesem Jahr werden so viele Filmemacherinnen ins Rennen geschickt wie nie zuvor. Drei von sechs nominierten Spielfilmen stammen von Frauen:
– Maren Ade mit «Toni Erdmann»
– Anne Zohra Berrached mit «24 Wochen»
– Nicolette Krebitz mit «Wild»
Diese drei sind auch nominiert für die beste Regie. Bei vier Nominierungen ist das ein Frauenanteil von 75%. Das hat die Akademie bisher noch nicht gesehen.
„Ich glaube es wäre toll, es wäre immer so, nicht eine einmalige Sache,“ sagt Regisseurin Nicolette Krebitz. „Die Welt besteht nunmal Hälfte Hälfte aus Frauen und Männern. Und die Filmwelt sollte doch wiederspiegeln, was in der Welt los ist. Von daher ist es gar keine Kampfansage, sondern endlich mal Normalität.“
Auch die diesjährige Filmpreis-Moderatorin Jasmin Tabatabai begrüßt es, dass erstmals so viele Frauen nominiert sind. Ob das ein Trend oder nur ein Zufall ist, sei noch abzuwarten. Der Deutsche Film habe da jedenfalls Entwicklungspotenzial: „Noch immer werden nur 25 % der Rollen mit Frauen besetzt und diese auch meist nur im Alter von 25-40. Da muss sich im deutschen Film noch einiges tun.“
Dass sich in punkto Diversität schon etwas getan hat und sich Arthouse und Unterhaltung für die Akademie nicht widersprechen, zeigt die Nominierung des unterhaltsamen Publikumsfavoriten „Willkommen bei den Hartmanns“. Jedenfalls für Autor und Regisseur Simon Verhoeven: „Wir sind ein ernsthafter Film, über den man lachen kann. Und Elias M’Barek ist das beste Beispiel dafür, dass man in Deutschland ein Superstar sein kann, auch wenn man etwas exotischer aussieht.“
Exotisch ist beim diesjährigen Filmpreis auch, dass viele starke Frauen porträtiert werden, so in den Filmen „Marie Curie“, „24 Wochen“, „Paula“ oder „Wild“.
Die Stoffe sind alles andere als „Mädchenkram“: Historisch komplex wie Marie Curie und Paula. Oder kontrovers wie 24 Wochen von Anne Zohra Berrached. Hier spielt Julia Jentsch die Kabarettistin Astrid, die in der 24. Woche der Schwangerschaft erfährt, dass ihr Kind behindert sein wird. Soll sie die Existenz des Ungeborenen nach 24 Wochen beenden? Für Julia Jentsch, nominiert als beste Schauspielerin, war diese Rolle „vielleicht eine der größten Herausforderungen“, die sie bis dato als Schauspielerin hatte.
Überraschend und herausfordernd war auch die Nominierung der ungewöhnlichen und kraftvollen Wolf-Frau-Liebesgeschichte „Wild“ von Nicolette Krebitz. Die Autodidaktin erzählt so kompromisslos und roh, wie man es eher aus Genrefilmen kennt. „Es freut mich besonders, dass die Filmakademie und die einzelnen Gewerke das Wagnis honoriert haben, das wir im Film eingegangen sind, dass wir es so durchgezogen haben“, sagt Krebitz. „Jeder, der Filme macht, weiß, wie schwierig es ist, sich gegen dieses ganze ‚aber das geht doch nicht‘ zu stellen, sich ganz im Stillen zu sammeln, bei sich zu bleiben und sich da durchzusetzen.“
Nominiert in 8 Kategorien hat „Wild“ sogar Maren Ades international mit 42 Preisen ausgezeichneten „Toni Erdmann“ ausgestochen. Der ist 7 mal nominiert und wird neben der Holocaust-Forscher-Komödie „Die Blumen von gestern“ und „Wild“ als Favorit der Akademie gehandelt.
So mutig und vielfältig wie dieses Jahr war der deutsche Filmpreis vielleicht noch nie. Da könnten sich die Oscars ein Stückchen abschneiden. Nicht nur in punkto Nominierung.
Möge die Beste die Lola gewinnen.
Yvonne Ernicke