Die Zukunft des Soul heißt Andra Day
Am 15. April 2016 erscheint hierzulande das Debütalbum „CHEERS TO THE FALL“ von Andra Day. In den amerikanischen R&B-Charts schaffte sie es mit dem Album bis auf Platz 3.und erhielt außerdem 2 GRAMMY – Nominierungen.
Am 15. April 2016 erscheint hierzulande das Debütalbum „CHEERS TO THE FALL“ von Andra Day. In den amerikanischen R&B-Charts schaffte sie es mit dem Album bis auf Platz 3 und erhielt außerdem zwei GRAMMY – Nominierungen: als bestes R&B-Album und als beste R&B-Performance für die Single „Rise Up“.
Andra Day, die eigentlich Cassandra Monique Batie heißt, wurde am 30. Dezember 1984 in Spokane, Washington, geboren. Aufgewachsen ist sie in San Diego, wo sie auch Tanz, Theater und Musik studierte. Zu ihren Vorbildern gehören Billie Holliday, Nina Simone, Lauryn Hill und Janis Joplin – allesamt Frauen mit einer großen Stimme und einem ganz eigenen Gesangsstil.
Ein erster Achtungserfolg gelang Andra Day 2012 mit einem Cover von Jessie J‘s „Mamma Knows Best“.
Ein Zufall brachte ihre Karriere aber erst richtig in Schwung: die Ehefrau von Stevie Wonder gab diesem einen Mitschnitt eines ihrer Auftritte. Der war so begeistert, dass er Andra mit dem Musiker und Produzenten Adrian Gurvitz (u.a. „Bodyguard“) bekannt machte. Von da an arbeiteten beide gemeinsam ein Jahr lang an den Songs für ihr Debüt. Weitere Unterstützung erhielt sie beim Songwriting u.a. von Chris Seefried und Rob Kleiner. Den letzten Feinschliff verpasste den Songs Raphael Saadiq. Ebenso prominent ist die Liste der Musiker, die das Album eingespielt haben: Pino Palladino, David Paich, DJ Jazzy Jeff und The Roots sind nur die bekanntesten. Und das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen. „Cheers To The Fall“ gehört zum Besten aus dem Bereich Soul und R&B aus den letzten Jahren. Andra Day bezeichnet das Album als ihre „musikalische Biografie“. In den 13 Songs des Albums behandelt sie die Themen, die sie selbst bewegen. Es geht um Liebe und Hass, Vergebung und Verletzlichkeit. So bezeichnet sie „Rise Up“, die erste Singleauskopplung, als „einen Song über jede Art von Beziehung“. Jimmy Iovine (Beats by Dr. Dre) war so begeistert von dem Song, dass er ihn für die Werbekampagne während der US OPEN einsetzte. Für ihr erstes offizielles Musikvideo – zu „Forever Mine“ – bekam sie weitere prominente Unterstützung: Hollywood-Regie-Legende Spike Lee inszenierte das Video. Überhaupt scheint Inszenierung eine zentrale Rolle für Andra Day zu spielen, zeigt sie sich selbst doch gerne im Retro Stil mit einem Touch Vintage. In Hinsicht auf ihre äußere Erscheinung scheint Amy Winehouse mit ihrem Sixties-Stil eine zentrale Rolle zu spielen, und schaut man in ihr Gesicht, glaubt man fast, die Reinkarnation von Eartha Kitt vor sich zu haben. Und was ihren Gesangsstil anbetrifft, darf man getrost noch Adele dazu zählen. Stimmlich steht sie Adele in nichts nach. Das beste Beispiel dafür ist der Titelsong „Cheers to the Fall“. Am treffendsten hat das Ganze wohl Katie Presley vom amerikanischen Radio NPR zusammengefasst: „Eartha Kitt’s unflappable confidence, Amy Winehouse’s effortless grasp of classic jazz, Billy Holliday’s access to raw emotion and Adele’s range and pop sensibility“.
Im Herbst konnten ihre amerikanischen Fans sie auch live erleben, zunächst als Support von Lenny Kravitz, anschließend auf ihrer ersten eigenen Headliner-Tour. Derzeit ist sie mit Leon Bridges auf großer Tour durch Europa. Zwischen diesen Auftritten ergab es sich, dass sie für einen kurzen Abstecher nach Berlin kommen konnte.
Am 13. April gab sie ihr einziges Deutschlandkonzert im „Bi Nuu“ in Kreuzberg. Ihre vierköpfige Band leitete das Konzert mit einem kleinen Intro ein, bevor Andra Day Punkt 21 Uhr in ihrem knallbunten Vintage-Kostüm, mit Nerz-Stola (?) und behangen mit Ketten und Ringen an jedem Finger, auf die Bühne des kleinen Clubs stieg. Mit einem Medley aus „Forever Mine“ und „Gold“ eröffnete sie das Konzert. Vom ersten Ton an schaffte sie es, das Publikum zu begeistern und für sich einzunehmen. Zum einen dürfte das an ihrer direkten Art mit dem Publikum zu kommunizieren gelegen haben, die enge Club-Atmosphäre trug sicher ihr Übriges dazu bei. Der Atmosphäre und natürlich der Besetzung (Gesang-Gitarre-Bass-Klavier-Schlagzeug) war es auch geschuldet, dass die Songs nicht so geschliffen und poliert wie auf dem Album rüberkamen. Die Songs wirkten rockiger, roher und ungeschliffener. In dem kleinen und engen Club war einfach kein Raum für die Feinheiten und kleinen Gimmicks der Produzenten. Das Konzert war eher etwas für die Fans des kraftvollen und ursprünglichen Soul. Die dürften dafür aber am Mittwochabend voll auf ihre Kosten gekommen sein.
Insgesamt präsentierte sie gut die Hälfte der Songs vom Debütalbum. Zu den anderen Songs gehörte „Mississippi Goddamn“ (aus der Netflix-Doku „What happened, Miss Simone“) und ein Michael-Jackson-Medley. Als Zugabe gab es schließlich „City Burns“ und „Rise Up“. Was wäre das auch für ein Konzert gewesen ohne ihren Single-Hit?!
„Cheers to the Fall“ von Andra Day erscheint am 15. April 2016 bei WARNER MUSIC.
Quelle: Warner Music / Myriam Santos / Wikipedia / Presley, Katie. National Public Radio.
© RCR Christian Behring, 13.04.2016