Berlinale Tag 4: Deutscher Film „24 Wochen“ und Cynthia Nixon mit „A quiet passion“

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Es ist Sonntag, und der Partymarathon mit der Medienboard-Party im Ritz und der ARD Blue Hour fordern ihren Tribut: Die Journalisten sehen mehr als müde aus und die Jury erscheint am ganzen Tag nicht im Berlinale Palast zu den Pressevorführungen.

Es ist Sonntag, und der Partymarathon mit der Medienboard-Party im Ritz und der ARD Blue Hour fordern ihren Tribut: Die Journalisten sehen mehr als müde aus und die Jury erscheint am ganzen Tag nicht im Berlinale Palast zu den Pressevorführungen. Sie sehen sich wahrscheinlich die Filme irgendwann zu späterer Stunde im Hotel an. Zum Beispiel den portugiesischen Film „Cartas da Guerra“ sowie den französischen Beitrag „Quand on a 17 ans“. Den deutschen Beitrag hat die Internationale Jury um Meryl Streep wohl schon vor den Filmfestspielen gesehen, denn bei der ersten Pressekonferenz wurde Streep gefragt, ob sie denn ein paar deutsche Filme kenne, und sie antwortete: „Ja natürlich, zum Beispiel „A most wanted man“ mit ihrem geschätzten Kollegen Philip Seymour Hoffman oder den, über den sie sich jetzt aber noch nicht äußern kann.“ Aha, denkt da der ein oder andere und weiß sofort Bescheid, dass sie den einzigen deutschen Wettbewerbsbeitrag der diesjährigen Berlinale „24 Wochen“ wohl schon gesehen hat.

Am Sonntag lief dieser Film also regulär und ist absolut sehenswert. Astrid (Julia Jentsch) bringt als Kabarettistin die Menschen zum Lachen. Ihr Mann Markus (in ungewohnt ernster Rolle: Bjarne Mädel) managt sie. Die beiden sind ein eingespieltes Team, haben eine neunjährige Tochter und erwarten gerade ihr zweites Kind. Als sie erfahren, dass ihr Kind nicht gesund zur Welt kommen wird, stellen sie sich zunächst mit großem Optimismus einer Herausforderung, die sie nicht einschätzen können. Doch je näher der Geburtstermin rückt, desto größer werden Astrids Sorgen – die um die Zukunft des Neugeborenen ebenso wie die um Familie und Beruf. Nach vielen Diskussionen und Auseinandersetzungen erkennt Astrid, dass die Entscheidung, die ihr aller Leben betrifft, nur von ihr allein getroffen werden kann.

Spätabtreibung nach der Erkenntnis, dass das Kind behindert zur Welt kommen wird – ein Tabuthema, denn immerhin 90% der Frauen entscheiden sich für eine solche Abtreibung. Im Kinosaal wird viel geschluchzt und bei der Pressekonferenz viel gelobt, denn mutig ist der Film sowie grandios gespielt von Julia Jentsch und Bjarne Mädel, den man sonst aus „Mord mit Aussicht“, als „Tatortreiniger“ oder aus „Stromberg“ kennt, der hier aber in einer ernsten Rolle sehr überzeugend ist.

Nach etwas ernsteren Tönen bei der Pressekonferenz von „24 Wochen“ erscheinen Jennifer Ehle und Cynthia Nixon (bekannt aus „Sex and the City“). Sie präsentieren ihren Film „A quiet passion“ von Regisseur Terence Davies. Und Cynthia beschreibt die Poetin Emily Dickinson als „menschenscheue Frau, die sich zurückzieht und Gedichte schreibt. Trotz der Enge ihrer eigenen Welt nimmt sie den Leser mit in die Weite.“ Besser kann man den wundervollen Film nicht beschreiben.

© RCR Nadin Hornberger

Fotos © RCR Christian Behring

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