Andreas Englisch über den „Geheimauftrag Pontifex“ und das Papst-Attentat
Am Montag, den 14. Dezember 2015 zeigt das ERSTE den Dokumentarfilm „Geheimauftrag Pontifex – Der Vatikan im Kalten Krieg. Nirgendwo sonst tummeln sich so viele Spione auf so engem Raum.

Am Montag, den 14. Dezember 2015 zeigt DAS ERSTE den Dokumentarfilm „Geheimauftrag Pontifex – Der Vatikan im Kalten Krieg“. Nirgendwo sonst auf dieser Welt tummeln sich so viele Spione aus aller Welt auf so engem Raum. Der Doku-Thriller beleuchtet den Kampf der beiden Weltsysteme, der im Attentat auf Papst Johannes Paul gipfelt.
US-Präsident Ronald Reagan betrachtete den Vatikan als dritte Weltmacht neben den USA und der Sowjetunion. Selbst die STASI versuchte, Agenten im Umfeld des Papstes zu platzieren. Als Karol Wojtyla 1978 zum Papst gewählt wird, verschärfen sich die Auseinandersetzungen zwischen Ost und West um den Einfluss im Vatikan. 1981 dann das Attentat von Ali Agca auf den Papst – eines der letzten ungelösten Geheimnisse. Denn dass er alleine gehandelt hat, glaubt kaum jemand. Im Film, der nach einer Idee von Vatikanexperte Andreas Englisch entstand, kommen zahlreiche Zeit- und Augenzeugen von damals zu Wort.
Im Rahmen eines Pressetermins am 3.12.2015 im ARD-Hauptstadt-Studio konnten wir ihm einige Fragen stellen:
Herr Englisch, Sie hatten die Idee zu dem Film „Geheimauftrag Pontifex“. Wie lange hat es gedauert, bis aus der Idee ein konkretes Projekt wurde?
Das ging recht rasch. Die Produzenten bei Dokfilm und Regisseur Jan Peter fanden die Idee sofort gut. Die Vorbereitung und Recherche haben dann aber mehrere Jahre gedauert.
Im Mittelpunkt des Films steht das Attentat auf Johannes Paul und der Versuch der Aufklärung. War das von Anfang an so?
Ja. Es war von Anfang an klar, dass im Zentrum des Kriegs der Spione dieses Attentat stand.
Im Film kommt ein italienischer Sicherheitsbeamter zu Wort, der behauptet, mehrere verdächtige Personen in Tatortnähe gesehen zu haben. Glauben Sie, dass das Attentat eine groß angelegte Geheimdienst-Operation war?
Ich kenne den ermittelnden Richter seit vielen Jahren und habe keinen Zweifel daran, dass seine Erkenntnisse stimmen. Das Attentat war eine große Operation, an der viele beteiligt waren. Sie waren so geschickt, dass Ali Agca nie erfuhr, mit wem und für wen er arbeitet.
Was spricht aus Ihrer Sicht für den KGB und beispielsweise gegen die „Grauen Wölfe“ oder die Mafia?
Ganz einfach: Wer hätte von dem Tod des polnischen Papstes etwas gehabt? Nur die Sowjets.
Wie verliefen die Recherchen? Welches war der Ausgangspunkt für Ihre Recherchen? Wie haben Sie die Personen, die im Film zu Wort kommen, ausfindig gemacht? Waren alle sofort bereit, vor die Kamera zu treten?
Wir hatten vor allem das Glück, dass genug Zeit verstrichen war, so dass viele Zeugen sich trauten, zum ersten Mal zu reden wie Vatikan Mitarbeiter Van Brantegem.
Haben Sie Probleme gehabt, zu Archiven Zutritt zu bekommen? Gibt es Akten, die Sie nicht einsehen durften?
Es war zum Teil sehr aufwendig, Einsicht in die Archive zu erlangen aber wir haben alles zu sehen bekommen, was wir brauchten.
Denken Sie, dass die wahren Gründe und Hintermänner des Attentats jemals zu Tage kommen werden?
Nein. Alle Mitwisser bei den Grauen Wölfen sind systematisch bei fingierten Unfällen ermordet worden!
Haben Sie schon ein neues „Geheimes Projekt“ in Arbeit?
Ja. Aber ich werde es Ihnen nicht verraten.
Danke für das Interview!
Geheimauftrag Pontifex – Der Vatikan im Kalten Krieg
Eine Gemeinschaftsproduktion von DOKfilm, rbb, BR, ORF, TVP, ARTE
Regie: Jan Peter
Buch: Jan Peter, Juri Winter nach einer Idee von Andreas Englisch
Sendetermin: 14.12.2015 um 22.45 Uhr im ERSTEN
© RCR Christian Behring, 08.12.2015