„Die Mode ist tot“ – Interview mit Michael Michalsky
Der Designer veranstaltet erneut seine legendäre StyleNite, doch dieses Mal ist alles anders.

Am 10.07.15 veranstaltet Designer Michael Michalsky erneut seine legendäre StyleNite, doch dieses Mal ist alles anders. „ATELIER MICHALSKY“ heißt das neue Label des Modeschöpfers, das einiges erwarten lässt. In unserem Interview erfahrt ihr unter anderem, was neu ist, welche Beweggründe es gibt, welches Kleidungsstück der Designer am liebsten wäre und was es mit einer Dinner-Party auf einem Schloss auf sich hat.
Wann hast du den Entschluss gefasst, das neue Label „ATELIER MICHALSKY“ zu gründen?
Mit dem Gedanken spiele ich schon länger. Solch eine Entscheidung kommt natürlich nicht über Nacht. Zumal die Verschiebungen in der Modebranche bereits seit geraumer Zeit zu beobachten sind. Bei meiner Männerkollektion habe ich vor zwei Seasons mit der Neupositionierung begonnen. Unsere Kunden finden das sehr gut. Ich möchte damit auch ein Zeichen gegen den Fast-Fashion Trend setzen.
Was unterscheidet das neue Label vom alten?
ATELIER MICHALSKY steht für eine schärfer positionierte, hochwertige Couture-Mode. Ausdrucksstarke Styles, die Luxus und den Gedanken der Nachhaltigkeit vereinen. Dabei kombiniere ich hochwertige Stoffe mit lokaler Handwerkskunst. „Weniger Masse, mehr Stil!“ ist das Credo der Kollektion.
„Mode, so wie wir sie kennen, ist tot.“ Gilt das nur für den deutschen Markt oder weltweit? Liegt es nur daran, dass Großanbieter die Mode kopieren? Was kann man dagegen tun?
Die Gründe dafür sind vielfältig. Massive Verschiebungen in der Modebranche, das Auftreten von neuen, starken Marktteilnehmern und auch das geänderte Informationsverhalten der Konsumenten. All das hat dazu geführt, dass für mich und meine Designerkollegen neue Rahmenbedingungen herrschen. Wenn die Entwürfe, die wir auf unseren Shows zeigen, schon wenige Wochen später bei den großen Ketten im Laden hängen, haben unabhängige Labels, deren Produkte ein halbes Jahr bis in die Geschäfte brauchen, weniger Chancen. Deshalb müssen Modedesigner weiter in die Zukunft denken. Die Marktverschiebungen treten weltweit auf. Das betrifft nicht nur Deutschland.
„Mein Selbstverständnis und meine Aufgaben als Modedesigner haben sich gewandelt.“ Was genau ist anders und worin siehst du die Herausforderung?
In einer Welt, in der alles schneller, wertloser und austauschbarer wird, ist es an der Zeit, sich der Magie, den Emotionen und den Verführungen der Mode neu zu widmen. Es ärgert mich einfach, dass ich als unabhängiger Modedesigner wie ein Markt-Follower aussehe. Deshalb muss ich viel weiter voraus schauen und gehe den konsequenten Schritt hin zu Couture. Ein radikaler Gegenentwurf zur gängigen Alltagsmode.
Acht Monate harte Arbeit an der neuen Kollektion: Ist wieder was für Frauen UND Männer dabei? Für wen ist die Kollektion? Wie sollten die Träger sein?
ATELIER MICHALSKY bietet Entwürfe für Männer und Frauen. Ich fertige qualitativ hochwertige Mode für Menschen, die den Wert von Design und schöner Mode zu schätzen wissen. Menschen, die sich gerne stylen und auf ihren Look achten. ATELIER MICHALSKY Kunden folgen nicht mehr dem Massentrend. Sie haben einen eigenen Geschmack. Meine Mode ist für all die, die Wert auf Nachhaltigkeit, Qualität und mutiges Design legen. Individuelle, starke Persönlichkeiten.
Beschreibe uns doch bitte deine neue Kollektion.
Das Kollektionsthema der Frühjahr/Sommer ATELIER MICHALSKY Kollektion heißt „DIE MODE IST TOT“. Ich kombiniere visionäres Design mit Funktionalität. Dazu verwende ich außergewöhnliche Materialien, damit sich die Produkte von der Masse unterscheiden. Die Silhouette spielt mit skulpturalen Proportionen und viel Volumen. Aber zu viel möchte ich vorab noch nicht verraten. Ihr könnt gespannt sein!
Wenn du die Kollektion mit einem Tier beschreiben müsstest, welches wäre es dann und warum?
Ein Jaguar. Elegant, einzigartig, rassig, schnell, geheimnisvoll. Und sehr schön.
Sonst fand die StyleNite immer im Tempodrom statt. Warum dieses Mal im Ritz-Carlton?
Das Ritz Carlton ist Berlins einziges, echtes Grandhotel. Eine Ikone in der Vielfalt der Berliner Hotellerie. Man legt dort hohen Wert auf Qualität, Service und Stil. Das passt perfekt für die erste Präsentation von ATELIER MICHALSKY.
Wie würde ein Kleidungsstück aussehen, das du NIEMALS entwerfen würdest?
Eine Pudelmütze würde ich nicht machen. Mit dem Produkt kann ich nichts anfangen und dazu fällt mir auch nichts ein. Allein der Name ist schon grausam.
Gehst du gerne shoppen oder trägst du hauptsächlich deine eigene Mode? Welche anderen Labels trägst du gerne?
Natürlich gehe ich gerne in Läden, denn ich will sehen, was der Markt aktuell anbietet. Außerdem gibt es bis jetzt noch keine Unterwäsche von MICHALSKY. Die kaufe ich mir, sonst müsste ich ja nackt gehen (lacht).
Wenn du ein Kleidungsstück wärst, welches wärst du und warum genau das?
Ein fast bodenlanger Cashmere Mantel – edel, zeitlos und never out of fashion.
Wie viele Paar Schuhe besitzt du? Welche Schuhe sollten bei einer Frau bzw. bei einem Mann im Schrank nie fehlen?
Mode heißt Wandel, deshalb miste ich meinen Schrank auch regelmäßig aus. Aktuell habe ich circa 25 bis 30 Paar. Meine große Liebe gilt den Sneakern. Die dürfen in keinem Schuhschrank fehlen, egal ob bei Mann oder Frau. Zusätzlich sollte jede Frau auch noch ein paar klassische Pumps besitzen.
Was war bis jetzt dein persönlicher Fashion Fehlkauf?
Einer meiner Fashion-Fehlkäufe sind schwarze Lackslipper mit Bowtie auf dem Schuhrücken. Die könnte ich nur bei einer Dinner-Party auf einem Schloss tragen. Aber ich kenne keine Schlossbesitzer.
Bitte beende den Satz: Mode kann …
… schöner machen. Die meisten Menschen haben keinen Stil. Sie achten zu wenig auf Ihr Erscheinungsbild. Deshalb bin ich Modedesigner.
RCR © Jill-Sillina Mews
Fotos: © M. Michalsky