Die Wiedergeburt der Radlerhose

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Grüne Mode kann auch Luxus: die „Greenshowroom Salonshow“ zeigt High Eco Fashion.

Grüne Mode kann auch Luxus: die „Greenshowroom Salonshow“ zeigt High Eco Fashion.

Es ist voll und heiß. Die schwüle Gewitterluft macht den Besuchern beim Schlangestehen vor dem Ballsaal des Hotel Adlon zu schaffen, es wird gefächert, gezerrt und gedrängelt in der Hoffnung, schneller herein zu kommen. Doch ECO ist nicht Primark und VIP Tickets gelten nicht, gleiches Recht für alle. Drinnen ist es kühler, und als endlich alle da sind, geht es los.

Weißes Licht knallt aus unzähligen Spots auf den Laufsteg, dazu House Beats von der Berliner Djane Ipek – und die ersten Models laufen Öko-Mode. „Alma & Lovis“ machen den Anfang der insgesamt 70 Label-Kurzpräsentationen, mit langen Hippie-Röcken und Blumenprints, schwarzen Lederwesten, weitere folgen. Der allgemeine Hang fällt auf zu weichen, schwingenden Schnitten, pudrig-pastelligen Tönen und floralen Mustern, die mit scharfem Leder, taillenkurzen Jacken und derben Schuhen kontrastiert werden.

Die „Greenshowroom Salonshow“ ist unbestritten eines der Highlights der Berlin Fashion Week. Denn „Grüne Designermode“ beziehungsweise „High Eco Fashion“ ist immer mehr gefragt, auch im Luxusbereich, und schon seit einigen Jahren können sich Labels am Markt behaupten, die nachhaltig arbeiten – und dabei auch noch schick sind. So wie die Berliner „Edelziege“, die enge Caprihosen mit weiten Tuniken kombiniert, in apricot und türkis. Oder Inti Ferreira, mit damenhafter Eleganz, trotz geometrischer Schnitte.

Das Label Gotsutsumu zeigt den Business Dress für sie und ihn, Dreiteiler und strenges Kostüm. Gefällig ist das meiste, exzentrisch, gewagt oder markant ist hier wenig, am ehesten die Männermode von ben weide: Er schickt sein Model als Punk-Dandy mit weißem Fahrrad auf den Catwalk, das Hosenbein aufgekrempelt, die Anzug-Achseln aufgerissen. Auch vor der Wiedergeburt der Radlerhose, keck kombiniert mit Jackett, macht er nicht Halt.

Die Salonshow zeigt eine Auswahl luxuriöser „Grüner Mode“, die auf den Fachmessen „Ethical Fashion Show“ und „Greenshowroom“ mit mehr als 120 Marken vertreten ist. Seit 2009 ist „Grüne Mode“ Teil der Berlin Fashion Week, der Trend geht zur Nachhaltigkeit. Was bei Kleidung meint: umweltschonende Produktion, Einsatz natürlicher Materialien, faire Arbeitsbedingungen und Transparenz in der Lieferkette. Auf diesem Gebiet gibt es noch viel zu tun (es gibt weder einheitliche Standards für „Fair/Eco Fashion“ noch verbindliche Gütesiegel), doch die Zeichen sind gesetzt – für bewussten Luxuskonsum.

© RCR Jana Sittnick

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