SWANLAKE RELOADED meets Culcha Candela
Am Dienstagabend lockte die schwedische Company von Frederic Rydman zahlreiche Tanzbegeisterte mit ihrer eigenen Interpretation von Schwannsee in den Admiralspalast in Berlin.

Tschaikowsky meets Streetdance, eine ungewöhnliche Kombination, die auch in diesem Jahr zahlreiche Tanzbegeisterte in den Admiralspalast lockte, wo am Dienstagabend die schwedische Company von Frederic Rydman ihre Interpretation des Ballett – Klassikers einem begeisterten Publikum vorstellte.
Zeitgemäß werden Odette und ihre Freundinnen per Smartphone zum See bestellt, wo sich der Zauber des Magiers Rotbart als Fluch entpuppt und der erträumte Glanz allenfalls in ihren schrillen weißschimmernden Perücken wiederzufinden ist.
Jenseits von Spitzenschuh und Federtutu bildet die Inszenierung die heutige Realität ab: In blinkenden Lichterrahmen tanzen die Verwunschenen, eine Kulisse, die vielmehr den Rotlichtgrachten Amsterdams als den Erwartungen an ein populäres Ballett entspricht und dabei treffend genau die Unfreiheit der jungen Schwäne darstellt.
Während diese sich im Rotlicht räkeln, wird das Schloss des Prinzen zum angesagten Club, in dem die Musik nicht aus dem Orchestergraben sondern aus Boxen, Satelliten und Subwovern klingt. In ausgelassener Partystimmung wird gefeiert und vor allem getanzt, und zwar Street Dance, auf dem Boden, in der Luft, überall. Ein Hofnarr beeindruckt nicht nur den niedergeschlagenen Prinzen, sondern vor allem das Publikum mit virtuosen akrobatischen Künsten: Pirouetten werden nicht mit den Füßen sondern auf dem Kopf gedreht, vom Saltoüberschlag bis zum Flicflac, erschwert durch Hindernisse wie menschgewordene Bilderrahmen und Kerzenleuchter, wird dem Publikum nichts vorenthalten – auch nicht die Möglichkeit, selbst auf der Bühne zu stehen
Gesprochen wird dabei nicht, denn Choreograf Frederik Benke Rydmann haucht Leben und Ausdruck in jede einzelne Bewegung der Tänzer ein, die für sich sprechen und Worte zu überflüssigem Beiwerk verschwinden lassen.
Während der 2- jährigen Entstehungszeit des Stückes hat der ehemalige Balletttänzer aus seinen eigenen Erfahrungen als X Factor Juror geschöpft und den Verlobungsball des Prinzen zu einer Castingshow verwandelt, bei der gerne auch im Saal gecastet wird. Die potenziellen Kandidatinnen präsentieren ihre Vorzüge auf dem Laufsteg den kritischen Augen der königlichen Juroren, während Odette hilflos zusehen muss, wie ihr Prinz deren falschen Zauber erliegt und ihr Schicksal besiegelt ist.
Was am Ende bleibt ist ein Meer von Federn und Beifall beeindruckter Zuschauer, unter denen wir auch die Jungs von Culcha Candela entdeckten.
© RCR Sandra Friebel
© RCR Tamara Bieber