Unterwegs mit Julian F.M. Stoeckel
Für unsere neue Rubrik “Mein Berlin – Prominente zeigen uns ihre Hauptstadt” begleitet RedCarpetReports einen Tag lang Prominente zu ihren drei Lieblingsorten in Berlin. Sei es der schmackhafte Italiener um die Ecke oder der Club, der noch als Geheimtipp gilt – so vielfältig wie die Stadt ist, so sind es auch ihre Bewohner und deren Lieblingslocations.
Im ersten Teil der Serie hatten wir die Ehre, Modelagent und Jungdesigner Julian F. M. Stoeckel einen Tag lang zu “seinem Berlin” zu begleiten.

Es ist ein kalter Samstagnachmittag in Charlottenburg. Der Herbst zieht seine Spuren durch die Stadt, die Gehwege sind gesäumt vom bunten Laub des vergangenen Sommers. Wir stehen in der Windscheidstraße im Herzen West-Berlins vor einem kleinen italienischen Feinkostladen und warten auf Julian Stoeckel – den Modelagenten, den Jungdesigner, den Visionär. Das bekannte Gesicht der Berliner Promiszene kennt man für seine extrovertierte, aufgeschlossene Art, mit seinen gerade mal 24 Jahren hat er schon in vielen künstlerischen Branchen Fuß gefasst.
Wir sind in der Salumeria da Pino, einem italienischen Feinkostgeschäft, in dem das Herz des Südländischen schlägt. In dem man sich fernab von Berlin fühlt, von den mit Laub gesäumten Gehwegen und den Temperaturen nah des Gefrierpunkts. Benannt nach seinem Inhaber Giuseppe “Pino” Puglisi, selbst ein italienisches Urgestein, bietet die seit 1985 bestehende Salumeria italienische Köstlichkeiten aus nah und fern an – von gutem Wein, über delikate Antipasti bis hin zu selbstgemachtem Allerlei verwöhnt der kleine Laden alle Sinne. Wir nehmen Platz und werden sofort von Pino begrüßt, der soviel Herzlichkeit ausstrahlt, wie man es nur von jemandem erwarten kann, der weiß, was Geschmack bedeutet. Man merkt, dass Pino ein Genießer ist – gutes Essen liebt, guten Wein schätzt und gute Frauen ehrt. Sofort bietet er uns einen seiner edlen Tropfen an – Stoeckel ist begeistert. Wir sind es auch.
Beim Rotwein erzählt uns der Jungunternehmer von seinem Lebensweg. Schon während der Schulzeit habe er Schauspielunterricht genommen. Nicht bei irgendwem, sondern bei der bekannten Hamburger Schauspielerin Witta Pohl, die sein Talent entdeckte und ihn in die Welt der Künste einführte. Nach seinem Abitur zog es Jungdarsteller Stoeckel in die Welt der Agenturen, wo er schnell die Strukturen und Arbeitsabläufe erfasste und so einen rasanten Aufstieg verzeichnen konnte. Der Wille war geboren, es auf eigene Faust zu versuchen, und so gründete Stoeckel kurz darauf seine eigene Agentur. Am Anfang noch für Schauspieler, änderte die Agentur bald ihre Bestimmung und betreute fortan Models – und das tut sie bis heute.
Es ist ein lockeres, interessantes Gespräch. Das Ambiente der Salumeria versprüht Behaglichkeit, man vergisst gerne die Zeit zwischen all den Köstlichkeiten. Inhaber Pino serviert uns seinen berühmten Anti-Pasti Teller, der allerlei italienische Leckereien vereint und auf den auch Stoeckel schwört, so sagt er. Wir sind begeistert von den kleinen, liebevoll zubereiteten Delikatessen, und mein Verdacht erhärtet sich: Pino ist wirklich ein Genießer, ein Kreierer von gutem Geschmack. Stoeckel, so sagt er, sei durch die Empfehlung einer guten Freundin auf die Salumeria aufmerksam geworden und seitdem Stammgast, einmal die Woche, meistens samstags. Nicht nur er, auch andere Promis und Künstler schwörten auf Pinos gutes Gespür, der Laden gilt in der Szene ein wenig als Geheimtipp. So seien unter anderem Heinz Berggruen und Ex-Außenminister Joschka Fischer regelmäßig vorbeigekommen, letzterer habe mit Genuss Pinos köstlichen Panetone gegessen.
Neben seiner Agentur fasst Stoeckel auch zunehmend in der Modewelt Fuß. Seine “Fashion Night Cocktails” sind mittlerweile fester Bestandteil im Berliner Veranstaltungskalender, er läuft als Model auf diversen Modeschauen und stand bis dato nicht nur einmal vor der Kamera namhafter Fotografen. Er kommt rum, polarisiert – und das im Alter von nur 24 Jahren.
Nach dem Stelldichein in Pinos Feinkostladen geht die Reise durch Berlin weiter, und Stoeckel führt uns zu seiner zweiten Lieblingslocation: dem Schlosshotel Grunewald. Das noch weiter westlich gelegene Hotel hat eine ehrbare Geschichte: Erbaut im Jahre 1914 vom Dresdner Architekten German Bestelmeyer war es Residenz der Familie Roth und zugleich die Kunstschatzkammer des Auftraggebers – einem wohlhabenden Müncher Anwalt. Auch niemand Geringeres als Kaiser Wilhelm II. war es, der des Öfteren im Schlosshotel residiert haben soll. Doch als sei dies noch nicht genug, sagen Gerüchte ihm auch eine Liebschaft mit der Gattin des Schlossbesitzers nach – heute noch erhalten ist die Wendeltreppe, über die der Kaiser angeblich beim Eintreffen des Ehemanns über das Schlossdach entschwunden sein soll.
Stoeckel führt uns durch die prachtvollen Räume des im Stil der italienischen Renaissance erbauten Gebäudes. Liebevoll gestaltete Inneneinrichtungen, inspiriert vom Jugendstil und dem Barock, gepaart mit einer herzlichen Gemütlichkeit, die zum Ausruhen und Verweilen einlädt, ergeben eine einzigartige Mischung, der der Geist der Geschichte innezuwohnen scheint. Zwar ist das Schlosshotel Grunewald preislich in einer höheren Kategorie anzusiedeln – wer es sich jedoch erlauben kann, sollte diesen Zauber einmal mit eigenen Augen gesehen haben. Auch die Fußballnationalmannschaft ließ es sich nicht nehmen, bei der Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Lande, 2006, in genau jenem Hotel zu residieren. Alle anderen müssen dem Hotel trotzdem nicht fernbleiben: Der Spa-Bereich ist auch etwas für Kurzentschlossene oder solche, die ein wenig Erholung definitiv mal wieder nötig haben!
Erholung ist auch für Julian Stoeckel ein wichtiger Bestandteil seines Alltags. Das Multitalent weiß, dass nach einer harten und anstrengenden Woche eine Auszeit Körper und Geist gut tut. Nicht im Sinne davon, dass er untätig sei, so Stoeckel, sondern am Wochenende könne er sich, soweit es die Zeit zulässt, den Dingen widmen, die sonst mitunter zu kurz kommen. Stoeckel ist ein Freund der Künste, ein Kreativling auf der ständigen Suche nach Inspiration – er liebt Musik, geht gerne in die Oper. Er ist vernarrt in sein Pferd, LaStoeckel, mit dem er regelmäßig trainiert. Und er könne sich glücklich darüber schätzen, dass sich seine Arbeit selten wie Arbeit anfühlt – sie sei mehr Spaß, Vergnügen, so Stoeckel. Ganz im Sinne seines großen Idols Karl Lagerfeld, der von sich sagt, er wisse manchmal gar nicht mehr, wann Arbeit in Vergnügen überginge, da ihm seine Tätigkeit so viel Spaß bereite. Und man merkt Stoeckel auch an, dass er sein Leben genießt – eifrig ist, diszipliniert, aber eben das, was er macht, mit Freude tut und mit Feuer dahinter ist.
Nach dem Abenteuer für die Sinne im Schlosshotel Grunewald geht unsere Reise weiter zur dritten und letzten Location an diesem Tag: das Kant-Café unweit des Savignyplatzes. Das gemütliche Lokal an der Ecke Kant-/Schlüterstraße mutet schon von Außen gemütlich an – wie ein Künstlertreff, ein Szenecafé, aber ohne diesen Zwang, zur Klientel zu gehören. Es wirkt “berlinerisch”, sofern es dieses Adjektiv überhaupt gibt, sofern man das überhaupt definieren kann. Der Berliner an sich hingegen, so Stoeckel, sei ja bekannt für seine Schnauze, die auch er habe. Er sei so einer, so ein Berliner – durch und durch. Und er fühle sich wohl in diesem Cafe. Zugegebenermaßen hat man auch ein wenig das Gefühl, er passe ziemlich gut in dieses Ambiente aus Bourgeoisie und Kunstszene, aus Prunk und Minimalismus. Zumal auch sein Büro ganz in der Nähe sei, so Stoeckel und somit das Mittagessen oftmals hier stattfände. Und ein Blick auf die Preise zeigt: Das Kant-Café ist definitiv erschwinglich – für jedermann!
Wir fühlen uns sichtlich wohl bei dem Interview, es scheint wie der perfekte Ort zum Plaudern, während draußen das Herbstlaub durch die Straßen weht, der Wind am Fenster pfeift und die Leute in Richtung Kurfürstendamm flanieren. Was denn für ihn Berlin sei, frage ich, wie er es jemand Außenstehenden erklären würde. Der Modemacher ist nicht der erste, dem ich diese Frage gestellt habe, aber seine Antwort ist neu, zutreffend, Stoeckel eben: Wie Marlene Dietrich schon sagte, sei Berlin – auch für ihn – die ‘alte Dame mit der Schürze’, an der wir alle mal ziehen würden, die wir alle bräuchten. Sie sei echt, ungeschönt und frei Schnauze. Berlin schlafe nie, höre sich an wie der bekannte Song ‘Aaron’ des hiesigen DJs Paul Kalkbrenner. Treffender kann man den Vibe der Stadt wohl kaum beschreiben, denke ich, während es draußen schon dunkel und die heiße Schokolade leer ist. Es wird zunehmend belebter im Kant-Café. Studenten kommen zur Tür rein, plaudern genüsslich. Ein älterer Mann mit langem Mantel und Baskenmütze nimmt Platz und liest die Tageszeitung. Schön zu sehen, dass hier die Welt noch normal zu sein scheint.
Auch Stoeckel ist Berliner durch und durch. Er liebt diese Stadt, lebt diese Stadt und die Stadt scheint auch ihn zu lieben, das hat man heute gemerkt. Er ist Genießer, Macher und Denker. Ein Schätzer des Vergangenen, ein Kreierer des Kommenden. Es war schön zu sehen, wie er uns für einen Tag seine Welt gezeigt hat. Vor dem Kant-Café trennen sich unsere Wege, und er entschwindet in die Abenddämmerung dieser so wundervollen Stadt, deren Gehwege gesäumt sind vom Laub des vergangenen Sommers.
© RCR Nicholas Beutler