BERLIN IST SAMBA – Karneval der Kulturen 2013

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Berlin ist Samba, und die Sonne knallt. Beim Karneval der Kulturen am Pfingstsonntag ist die Samba-Community zahlenmäßig klar im Vorteil – und gut am Schwitzen. Wir sehen viel Bombast und nackte Haut in bunten Glitzerkostümen, sexy Tänzerinnen, die sich mit schwerem Federschmuck auf dem Kopf zum Trommeltakt bewegen, und viel, viel Profi-Schminke, die in der prallen Sonne allmählich verläuft.

Berlin ist Samba, und die Sonne knallt. Beim Karneval der Kulturen am Pfingstsonntag ist die Samba-Community zahlenmäßig klar im Vorteil – und gut am Schwitzen. Wir sehen viel Bombast und nackte Haut in bunten Glitzerkostümen, sexy Tänzerinnen, die sich mit schwerem Federschmuck auf dem Kopf zum Trommeltakt bewegen, und viel, viel Profi-Schminke, die in der prallen Sonne allmählich verläuft.
Nicht schön, aber selten sind die tanzenden Veganer von „Veggie Culture“: In Kuhflecken-Kostümen grooven sie hinter einem Drei-Meter-Schwein aus Polyester her, es scheint fast so, als wollten sie ihren Namen tanzen wie im Waldorf-Kindergarten. Ihr „Grunzmobil“ ist selbst gebastelt und soll alle „Fleischfresser“ an das leidende Tier erinnern.
Ganz klar ist das für Santi und Maria nicht, aber sie respektieren die deutsche Ernsthaftigkeit. Als Canarios sind sie tolerant gegenüber dem Fremden und Eigenartigen, und es ist ihr erstes Mal in dieser Stadt. Für das junge Ehepaar aus Teneriffa ist Berlin spannend, schön und bunt, doch der Karneval an sich ist für sie vor allem Freude, Feiern ohne Grenzen und eine ganze Menge Verrücktheit. „Bei uns bereiten sich die Gruppen das ganze Jahr auf den Umzug vor“, sagt Santi, „es ist eine Riesen-Fiesta bis zum nächsten Tag. Jede Gruppe will die schönsten Kostüme und Tänze zeigen, aber am Ende geht es ums gemeinsame Feiern.“
Santi und Maria leben in Santa Cruz de Tenerife, wo jedes Jahr im Februar der zweitgrößte Karneval der Welt hunderttausende Karnevalisten anlockt. Die beiden sind „Aficionados de Carnaval“, Karneval-Begeisterte, und sie sind sehr stolz auf ihre Tradition. Auf Einladung deutscher Freunde sind sie beim Berliner Karneval, und er gefällt ihnen, vor allem die vielen verschiedenen Formen, sagt Maria, die in Santa Cruz als Lehrerin arbeitet. „Drachentänzer aus China und japanische Comic-Mädchen gibt es bei uns nicht“, lacht sie, „das ist neu.“
An der Gneisenaustraße suchen wir vergebens nach einem Schattenplatz, gut, wer eine Leiter dabei hat oder vom Balkon aus gucken kann. Es ist später Nachmittag und rappelvoll, die Stimmung ist prächtig und alkohol-geschwängert. „Druckbetankung“  nennt das der Berliner. Wir passen uns den Traditionen an, und probieren Caipirinha und Mojito an einer mobilen Cocktailbar. Der Barmann schüttelt die Drinks, als gäbe es kein Morgen, sie kommen in Windeseile und sind kräftig und gut. Maria und Santi sind überzeugt.
Blaue Elfen mit weißen Haaren kommen vorbei und Thai-Drag-Queens, Techno-Veteranen mit kuhgroßen Nasenringen und feucht-fröhliche Holländer. Durstige Spanier sind empört, als sie statt stillem Sprudelwasser trinken müssen. Pasa nada, wir sehen, wie die Schlangen an den Getränkewagen länger werden, und Abfallberge an den Rändern der Meile immer größer. Die Profi-Bechersammler haben viel zu tun, auf die Becher gibt es schließlich Pfand. Auch so ein Ding hiesiger Kultur, das neu ist für Santi und Maria.
© RCR Jana Sittnick
© RCR Judith Werdin

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