Tanita Tikaram – Die Tour geht weiter
Im Anschluß an das letzte Konzert von Tanita Tikaram im Kesselhaus der Berliner Kulturbrauerei hatte unsere Reporterin Anna Gelegenheit, exklusiv mit Tanita Tikaram zu sprechen. Jetzt kommt sie wieder für einige Konzerte nach Deutschland.

Nach der erfolgreichen Tournee im vergangenen Winter ist Tanita Tikaram jetzt wieder live auf Deutschlandtour. Einige Termine sind auch schon fast ausverkauft. Eine Übersicht findet sich auf www.tanita-tikaram.com. Hier eine kleine Auswahl:
15. Mai 2013 – Ansbach
17. Mai 2013 – Herford
18. Mai 2013 – Kassel
19. Mai 2013 – Dresden
19. Juli 2013 – Mannheim
Am 13.12.2012 spielte Tanita Tikaram im Kesselhaus der Berliner Kulturbrauerei. Nach jahrelanger Abstinenz kam sie endlich wieder mit ihrer Band nach Berlin und gab ein Konzert auf der Bühne des fast ausverkauften Kesselhauses. Im Programm hatte sie sowohl ältere als auch neue Titel des aktuellen Albums “Can’t go back”, mit dem sie sich nach sieben Jahren Pause zurückmeldete. Im Anschluss daran hatte unsere Reporterin Anna Gelegenheit, exklusiv mit Tanita Tikaram zu sprechen.
Q: Wir haben uns gefragt: Da du schon in fast jeder größeren europäischen Stadt gelebt hast, wann sind wir dran? Wann ziehst du nach Berlin?
A: (lacht) Ehrlich gesagt, habe ich heute darüber nachgedacht.
Q: Wirklich?
A: Ja, ich habe gedacht, ich muss wiederkommen und hier mehr Zeit verbringen.
Q: Gibt es etwas Bestimmtes, was dich hierher zieht?
A: (zögert) Tofu.
Gelächter
Q: Ich hätte gedacht, man bekommt in London besseres asiatisches Essen.
A: Ich bin in dieses Cafe gekommen und habe wie ein neurotischer Vegetarier gefragt: HABEN SIE IRGENDWELCHES VEGETARISCHES ESSEN? Denn weißt du, manchmal ist es schwer in Deutschland…
Q: Ich weiß, ich habe das Problem jeden Tag.
A: Es war sehr merkwürdig, ich bin in diesen Biosupermarkt gegangen um 15 Uhr nachmittags,l und sie hatten kein Essen mehr, also nichts Warmes. Das würde dir in London nicht passieren, aber sie sagten: „Nein, es gibt nichts mehr!“. Und dann biege ich um eine Ecke und da ist dieses hippe, funky Cafe, und ich renne hinein und frage „Habt ihr irgendwelches vegetarisches Essen?“ Und der Mann sagte: „Ich habe genau, was du brauchst“. Und er stellt mir einen Teller hin, mit Seetang und Tofu und es war – himmlisch, ich war im Paradies.
(Gelächter)
Q: Also, wenn du tatsächlich herkommst, dann wissen wir, wem wir zu danken haben.
A: Es war natürlich ungewöhnlich, aber sobald man anfängt, sich umzusehen, dann sieht man all diese coolen, interessanten Orte, all die Restaurants und Cafes, in die man gehen will.
Q: Die Frage war durchaus ernst gemeint; es kommen zur Zeit viele Künstler, gerade auch Musiker, nach Berlin, um hier zu leben, hier aufzunehmen. Joe Jackson z.B., er ist ja auf deinem Label. Aber du bist wohl gerade glücklich in London, oder?
A: Ich möchte wirklich gerne mehr Zeit in Berlin verbringen, aber ich weiß nicht, es scheint so riesig.
Q: Wirklich? Du kommst aus London, das ist doch viel größer.
A: Ja, aber ich wüßte nicht, wo ich anfangen soll. Wo geht gerade am meisten ab?
Q: Jetzt gerade? Hmm, wahrscheinlich Friedrichshain oder Neukölln. Übrigens, nach Deutschland zu kommen, wäre für dich doch auch eine Rückkehr zu den Wurzeln, oder? Wie lange hast du in Deutschland gelebt?
A: Ich wurde hier geboren, habe hier gelebt, bis ich 1,5 Jahre alt war, bin dann nach England gezogen, mit 5 wiedergekommen und habe hier gelebt, bis ich 12 war.
Q: Du sagtest mal, du könntest kein Deutsch, weil du auf einem Militärstützpunkt gelebt hast. Wie ist das, in der Armee aufzuwachsen?
A: Es ist sehr… behütet. Ehrlich gesagt, ist es sehr nett. Auch wenn ich nicht selbst zur Armee wollen würde; es war eine echte Gemeinschaft, zumindest damals. Heute ist es anders, es ist einfach eine andere Zeit, weil die Menschen, die in der Armee sind, auch wirklich in den Krieg gehen, nach Irak, Afghanistan, aber damals, als mein Vater Soldat war, war der einzige echte Konflikt der in Nordirland. Die Soldatenkinder waren tatsächlich sehr offen, sehr anpassungsfähig, sie zogen viel in der Welt herum und hatten eine große Offenheit für alles. Mein Bruder ist Schauspieler, und ich stelle immer wieder fest, wie viele andere Künstler auch eine Kindheit in der Armee hatten.
Q: Wirklich? Das ist interessant, ich dachte immer, Militärfamilien seien konservativer.
A: Nein, nein…
Q: Vielleicht ist das nur der Außeneindruck, oder es ist hier in Deutschland anders.
A: Ich denke, viele Leute gehen zur Armee, weil sie 18 sind und die Welt sehen wollen. Mein Vater kam aus Fiji, für ihn war es ein Weg, auszubrechen. Ich weiß nicht, wie es heute ist, bestimmt ist es anders.
Q: Reden wir über dein neues Album. Du hast wiederholt gesagt, dass deine englische Art und die amerikanische Art deiner Produzenten eine gute Kombination war. Was genau meinst du mit englischer Art im musikalischen Kontext?
A: Ich würde sagen, meine Schrulligkeit. (zögert). Und die Art, wie ich die englische Sprache benutze. Man hört, dass ich kein amerikanischer Songwriter bin. Es gibt eine große Liebe zur amerikanischen Musik, aber ich, ich bin kulturell britisch, das ist eine ganz andere Sprache. Und die Spannung zwischen diesen Polen macht das Ganze interessant. Da sind Dinge, die ergeben keinen Sinn in einem amerikanischen Sinne. Als wir mit den Aufnahmen anfingen, tat Paul Bryan, der Produzent, immer so, als verstünde er, wovon ich rede, aber er tat nur so. Erst bei bestimmten Liedern, wie „All things to you“, als wir mittendrin waren, sagte er dann: „Ah, jetzt, weiß ich was Du damit meintest“. Diese Spannung ist sehr stark.
Q: Du sagest, dass du dich dabei in die Musikrichtung Americana verliebt hättest. Ist das etwas, was du in deiner Musik weiter verfolgen möchtest?
A: Nein, ich denke, das ist einfach ein Element, welches in vieler der Musik, die ich liebe, enthalten ist, und ich dachte, als ich das Album schrieb, es ist mir wichtig, dass ich mich darauf beziehe, nicht nur subtil, so dass es am Ende keiner merkt, sondern sehr deutlich. Außerdem liebe ich Rock´n Roll und Soulmusik, und viele der Grooves, die amerikanische Musiker so natürlich spielen. Deshalb dachte ich, die beste Art, das hervorzuheben, ist mit amerikanischen Musikern zu arbeiten.
Q: Mir gefällt das Schlagzeug auf deiner neuen Platte, der „lazy drumplayer“. Wie war sein Name, Jay Bellerose? [Anmerkung: ein sehr bekannter amerikanischer Schlagzeuger, der mit vielen grossen Stars spielt] Wirst du auf die nächste Tour einen Drummer mitnehmen?
A: Ja, wahrscheinlich, nächstes Jahr. Leider nicht ihn. Er ist zu beschäftigt. Er wäre auch zu teuer.
Q: Ja, er spielt mit so vielen Musikern. Ich war überrascht, ihn auf deinem Album zu sehen. Er ist großartig.
A: Ja
Q: Haben wir noc h Zeit?
A: Letzte Frage. Die aufregendste Frage, die du je jemandem gestellt hast. Kein Druck. (lacht)
Q: Ok, verfolgst du andere künstlerische…
A: Ich verfolge andere Künstler, ja (lacht).
Q: ..andere künstlerische Aktivitäten, malst du inzwischen mehr? Werden wir eine Ausstellung von dir sehen?
A: (zögert) Nein….ähm. Nein. (Sie zögert wieder, guckt sehr schüchtern, dann lacht sie sehr laut).
Q: Da steckt doch mehr dahinter. Das dauerte mir jetzt zu lange. (alle lachen).
A: Nicht wirklich, nein… ich meine, wenn man älter wird, macht man viele verschiedene Dinge.
Q: Und viele Musiker malen! Also, werden wir eine Ausstellung von dir sehen?
A: Hmmm, nein. Eher nicht, denke ich.
Q: Danke für das Interview! Das war wirklich nett von Dir, dass Du Dir soviel Zeit genommen hast. Besonders um diese Uhrzeit! [Anmerkung: es ist mittlerweile Mitternacht]
A: Keine Ursache.
Q: Viel Glück beim weiteren Aufspüren von Tofu…
A: (lacht) Danke!
© RCR Anna K.