Ein Besuch am Set von „Epic“

0

Weltstar Matthew Mcfadyen dreht gerade in Frankfurt am Main und Hessen.

Weltstar Matthew Macfadyen dreht gerade in Frankfurt am Main und Hessen.

Matthew Macfadyen, vor allem bekannt als Mr. Darcy aus der Jane Austen Verfilmung „Stolz und Vorurteil“, aus Filmen wie „Die drei Musketiere“ und „Anna Karenina“, legt die Regency-Kostüme ab und schlüpft in komfortable Cord Sakkos und Schals, um einen jungen Regisseur in Ben Hopkins neuem Kinofilm „Epic“ zu verkörpern. Doch auch mit Schal, Cordjacke und Rucksack am Set in Frankfurt am Main verliert der charismatische Matthew Macfadyen keinesfalls seine würdevolle Haltung und einzigartige Ausstrahlung.

Beim Pressetermin treffen wir Matthew Macfadyen mit dem sympathischen, hochkarätigen und international arbeitendem Frankfurter Produzenten Daniel Zuta (Brandstorm Entertainment AG, Daniel Zuta Filmproduktion) und dem Frankfurter Schauspieler Richard van Weyden, der schon in „Die Päpstin“, „Der Schlussmacher“, „Anno 1404“, „Borgia“, „Alarm für Cobra 11“, etc. mitwirkte und schon allein durch seine Stimme eine enorme Präsenz und Ausdruck bewirkt. Seine vielen Jobengagements als Sprecher sind sofort absolut nachvollziehbar. Außerdem ist Ümit Ünal am Drehort – und ja, seine Initialen leiten zur richtigen Vermutung, es handelt sich hier um einen türkischen Kollegen, aber ungewöhnlich ist sein Einsatz als Schauspieler, wo er doch in seiner Heimat ein sehr bekannter, beliebter und respektierter Regisseur ist, dessen Filme schon als türkische Beiträge für den internationalen Oscar eingereicht wurden.

Wir können vor Ort auch den britischen Regisseur Ben Hopkins sprechen. Geboren in Hong Kong und aufgewachsen in London studierte er zunächst Germanistik und Italianistik in Oxford, dann Filmregie am Royal College of Art. Er lebt in Berlin und Istanbul und spricht außer Englisch noch hervorragend Deutsch, Italienisch, Türkisch und Französisch. Seine Filme wie „Simon Magus“, „Die neun Leben des Thomas Katz“, „37 Uses for a Dead Sheep“ oder „The Market: A Tale of Trade“ erfreuen sich mehrfacher internationaler Auszeichnungen. Ben Hopkins ist der Regisseur von „Epic“, aber nicht nur das, er ist auch Drehbuchautor gemeinsam mit Pawel Pawlikowski.

Weiter beteiligt sind an diesem Projekt noch Stephen Daldry, der Regisseur von „Billy Elliot – I will dance“, „Der Vorleser“, „The Hours“ und „Extrem laut und unglaublich nah“, aber hier in der Rolle als ausführender Produzent. Ebenso beteiligt ist die Produktionsfirma F.&.M.E. (Film & Music Entertainment LTD).

Aber das Besondere bei diesem Projekt ist die ungewöhnliche, sehr amüsante und gleichzeitig sehr kritische, hintergründige Story. Daniel Zuta, der schon über 45 Filme produziert hat, erzählt, er habe schon lange nicht mehr eine so grandiose, lustige und ungewöhnliche Geschichte auf den Tisch bekommen. (Herr Zuta engagiert sich auch für Projekte mit politischem Ansatz und hat die Dokumentationen „Plastik Planet“ und „Bulb Fiction“ produziert.)

Die Geschichte von „Epic“ (deutsch: „Epos“) handelt vom prämierten Filmregisseur Emil Miller (Matthew Macfadyen), der vom erfundenen im Kaukasus gelegenen Kleinstaat „Autonome Republik Karastan“ zum dortigen internationalen Filmfest eingeladen und dabei geehrt wird. Präsident Aleluyev (Richard van Weyden) bittet ihn, in einem Epos die Geschichte des Nationalhelden Tannat zu verfilmen, der früh seine Mutter verlor und dann von einem Adler aufgezogen wurde (Die Tierauswahl dieser Heldensage ist mein persönliches Lieblingsdetail). Der Regisseur, der die grimmigen Militärs im Land wahrnimmt, aber auch den charmanten Präsidenten und die verführerische Festivalleiterin (MyAnna Buring), begibt sich damit auf eine Reise voller Abenteuer politischer und psychologischer Natur, Sex und Liebe.

Im Gespräch berichtet Regisseur Ben Hopkins, gefragt nach den autobiographischen Anteilen des Films, daß die Charaktere sowohl Anteile von ihm als auch von vielen anderen Kollegen haben und alle Ereignisse der Geschichte wahre Elemente sind, die existieren und stattfinden, nur eben nicht genau in dieser Zusammenstellung. Bis auf den Bürgerkrieg sind es Dinge, die er oder Freunde schon erlebt hätten.

Auf meine Frage, ob Matthew ein guter Regisseur war und seine Rolle am Set nicht zu Verwirrungen geführt habe, bestätigen die Beteiligten, ja, Matthew spiele den Regisseur sehr gut, und Matthew Macfadyen erzählt lachend, er habe in der Tat öfter ein leichtes Zusammenzucken der Crew bemerkt, wenn er als sein Filmcharakter während des Drehens „Cut“ („Schnitt“- den Befehl zum Aufnahmeende einer Szenensequenz) gerufen habe als Teil seines Textes. Auch am Set herumzurufen und Leute anzuweisen ohne dabei die reale Verantwortung eines Regisseurs zu haben, habe viel Spaß gemacht.

Matthew Macfadyen dreht schon das dritte Mal in Deutschland und Richard van Weyden das dritte Mal in Frankfurt, wobei sich das heutige Set (Kino Orfeos Erben) im Film im fiktiven Karastan befindet. Richard van Weyden fühlt sich dabei trotzdem „wie zuhause“, denn er ist ja im Film der Präsident von Karastan.

Ich will von Ben Hopkins wissen, wann und wie er auf seine Besetzung gekommen ist. Er erzählt, er habe eine Liste mit Schauspielern, mit denen er gerne arbeiten möchte und schaut zunächst immer auf diese Liste, ob jemand für die Rolle passen könnte. Matthew Mcfadyen sei schon seit 10 Jahren auf dieser Liste und endlich habe er hervorragend für eine Rolle gepaßt. MyAnna Buring habe er erst vor einem Jahr dieser Liste hinzugefügt, nachdem er sie in „Kill List“ gesehen habe.

Auf Richard van Weyden habe ihn Daniel Zuta aufmerksam gemacht. Dann habe Richard ein sehr überzeugendes E-Casting Band (eine Selbstaufnahme des Schauspielers) abgeliefert und sei zum Casting eingeladen worden, wo er ihn dann vollends überzeugt habe.

Auch Lena Pezzarossa vom Hauptförderer HessenInvestFilm ist vor Ort. Sie berichtet, daß HessenInvestFilm den Film mit 300.000 Euro unterstützt habe. Als Drehort war Hessen schon vorher durch Herrn Zuta im Spiel, wobei die deutschen Drehorte im Film nicht Deutschland, sondern Karastan und dann London sein sollen.

Die gesamte Postproduktion des Werkes findet in Frankfurt statt. Die Filmmusik  kommt komplett vom Komponisten und Musikproduzenten Andreas Lucas in Frankfurt.

Außer der deutschen und georgischen Filmförderung, ist noch eine russische Filmförderung beteiligt, die nach und nach etwas zurückgegangen sei, es ist unbekannt, ob das auf den kritischen Filminhalt zurückzuführen ist.

Am Set herrscht auf jeden Fall eine gute Arbeitsstimmung, ein konzentriertes Miteinander der internationalen, hier vorwiegend deutsch-britischen Crew. Neben dem Pressetermin heute wird immer wieder gedreht und trotzdem werden parallel Interviews gegeben, alles ganz entspannt und freundlich und ohne den Drehplan oder Pressenachzügler zu vernachlässigen. Wir erhalten sogar direkten Einblick und dürfen den Dreharbeiten eine Weile beiwohnen und das homogene Team beobachten. Sobald die Klappe fällt, sind die Darsteller fast ohne merkliche Anstrengung  ganz natürlich, stark und präsent in ihrer Rolle und bereichern mit schön platzierten Elementen britischen Humors die Szenen.

In den 30 Drehtagen in Georgien habe das Team große Unterstützung von Georgien erfahren (sogar durch das zur Verfügung stellen von Streitkräften) und an phantastischen, ungewöhnlichen Locations gedreht, wie einer offenen Toilette vor atemberaubender Landschaftsidylle (auch im Trailer zu sehen- dies wurde nicht für den Film gebaut sondern war tatsächlich so vorhanden). Jetzt finden fünf Drehtage in Frankfurt, Wiesbaden und Umgebung (z.B. Schloß in Büdingen) statt und dann noch ein Drehtag in London. Dann wird sich die Crew schweren Herzens trennen, wie alle beteuern.

In weiteren Rollen spielen die hübsche schwedische Schauspielerin MyAnna Buring, zuletzt in den Twilight Filmen zu sehen, und Noah Taylor aus Vanilla Sky und Lara Croft: Tomb Raider.

In nächster Zukunft wird Matthew Macfadyen für 4-5 Monate in Irland für ein TV-Projekt arbeiten und dann steht vermutlich ein Viktorianisches Stück in London an, Richard van Weyden wird die nächste Zeit als Ermittler in einer TV Produktion in Hessen arbeiten und Ben Hopkins zunächst am Filmschnitt von Epic. Dann zählt er weitere Projekte auf, bricht aber bald ab, feststellend, daß er eine ganze Menge zu tun hat und sagt noch lächelnd, man brauche sich um ihn keine Gedanken zu machen.

Wir danken für die interessanten Einblicke und den herzlichen Empfang und empfehlen dringend, den humorvollen und hintergründigen Film „Epic“ auf keinen Fall zu versäumen!

© RCR Julia Stolze

© RCR Julia Stolze

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert