„Gold – Du kannst mehr als du denkst“: Interview mit Regisseur Michael Hammon

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RED CARPET REPORTER Enrico Seligmann im Gespräch mit Regisseur Michael Hammon und Hauptdarstellerin Kirsten Bruhn über den neuen Film „GOLD – Du kannst mehr als du denkst“.

Gleich zwei Filme mit „Gold“ im Titel buhlten bei der Berlinale um die Gunst der Zuschauer. Während sich einer davon als deutscher Neowestern mit den üblichen Goldschätzen entpuppte, ging es beim zweiten Film um ein ganz anderes, magisches Gold in Medaillenform. Mit „Gold – Du kannst mehr als du denkst“ kommt am 28.2. eine beeindruckende Dokumentation über drei Sportler ins Kino, die zwei Dinge gemeinsam haben: Einerseits sind sie körperlich behindert, andererseits haben sie einen unbeugsamen Willen und nur ein Ziel vor Augen: die Paralympics 2012 in London. Wir konnten vor dem Kinostart mit Regisseur Michael Hammon und Hauptdarstellerin Kirsten Bruhn über den Film sprechen. Heute spricht Michael Hammon über die Widrigkeiten des Filmdrehens und wie es eigentlich zu seiner Mitwirkung kam. Mehr über den Film erfahrt ihr auf der Website zum Film: www.du-bist-gold.de/

„Gold – Du kannst mehr als du denkst“ ist nicht ihre erste Regiearbeit. Was war denn der ausschlaggebende Punkt, dass sie überhaupt gesagt haben: „Ich möchte Regie führen.“ War die Idee einfach eine, die sie selber umsetzen wollten?

Nein, nicht ganz. Ich bin ja eingesprungen – eigentlich wurde ich erst als Kameramann eingekauft. Ich hatte selber erst einen schweren Unfall hinter mir und bin einer Querschnittslähmung fast entgangen. Dann kam dieser Anruf, ob ich diesen Film drehen will, da war das Thema natürlich hart. Ich traf erst den Regisseur und gemeinsam haben wir begonnen, aber er musste später wegen einer anderen Anstellung gehen. Ab diesem Tag habe ich einfach beides gemacht. In Australien habe ich das erste Mal Kamera und Regie zusammen ausprobiert, was toll war! Und nachdem ich dort Kurt kennengelernt hatte, war klar: „Du machst jetzt diesen Film!“

Gerade die Endbotschaft ist sehr schön – mit der Montage der ganzen Paralympioniken, die zeigen wie vielfältig und kraftvoll diese Veranstaltung ist und vor allem wie stark die Teilnehmer sind. Wie kam denn – bei dieser großen Auswahl – die finale Gruppe zusammen?

Es gibt schon Gründe für die Auswahl. Wir wollten einen Film für die Welt machen und suchten dementsprechend Athleten von überall. Natürlich sollten sie auch noch gut sein, damit wir wenigstens eine Gold-Medaile kriegen. Das war das Risikospiel, denn der Titel sollte sich im fertigen Film wiederfinden. Er sollte nicht auf existenzielle Ängste abzielen, sondern einfach die Message haben „Du kannst was schaffen!“. Und die Drei haben dieses Profil erfüllt. Ich hätte gerne noch einen zusätzlichen jungen Athleten gehabt der diesen Weg mitmacht, aber da haben wir leider keinen gefunden und es gab so schon Probleme, alle in einem Film unterzubringen. Über jeden von ihnen hätte man einen vollen Film machen können. Die Montage am Ende steht stellvertretend dafür, was für tolle Geschichten und Menschen es noch gibt.

Also hätten sie gerne einen Film pro Athlet gemacht?

Ich habe wirklich so viel tolles Material. Es heißt im Editing so schön „Kill your Darlings“ und da sind so Szenen dabei, von denen du dich gar nicht verabschieden willst. Die sind einfach so großartig, aber passen nicht ins Geflecht des Filmes. Ich habe mich irgendwann dazu entschieden die Geschichten so zu erzählen, dass sie sich komplementieren. Dass sie nicht die selben Teile der Geschichte erzählen.

Gab es denn Probleme beim Dreh, bei denen sie selbst dachten, das müsste sich doch lösen lassen?

London war die Hölle. Unglaublich. Wir wollten mit zwei Teams unter anderen Bedingungen filmen, für eine gute Sache, aber dann wirst du behandelt wie ein normaler Reporter. „Da darfst du stehen“ sagten sie und ich antwortete: „Da darf ich stehen? Aber ich sehe meine Athleten von hier gar nicht. Viel zu weit weg.“ Ich wollte weiter ‚runter aber es ging nicht. Und diese Kämpfe hast du immer. Wir hatten schon vor den Spielen über Kamerapositionen etc. verhandelt, überall gab es kleine Hürden und als der Tag dann kam, wurde ich beim Schwimmwettbewerb sogar ausgesperrt, obwohl vorher alles abgesprochen wurde. Das war schon sehr frustrierend.

Also sind sie mit dem Endergebnis auch nicht zufrieden?

Nein, ich kann nicht meckern. Der Film ist so geworden wie er ist. Das finde ich so wunderbar. Du hast eine Vorstellung wie es idealerweise sein soll, aber die Realität kommt anders. Besonders bei Dokumentarfilmen. Es ist immer so. Du hast Visionen, siehst schon die Bilder und dann bekommst du sie gar nicht. Dann bist du so frustriert und denkst du bekommst es nicht hin, aber später merkst du, dass du mit kreativem Schnitt etwas Vergleichbares herstellen kannst. Wenn du mit Musik und Schnitt arbeitest und merkst, wie anders die Wirkung auf einmal ist – das ist ein wunderbarer Effekt. Und so wunderbar ist auch der Film geworden.

© RCR Enrico Seligmann

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