Review: „Prince Avalanche“

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Ein großer Mythos besagt, dass man im Wald sich selbst findet. Natur und Ruhe verhelfen zu mehr Gelassenheit und führen zu neuen Blickwinkeln auf das Leben. Was sagt es nun über einen Menschen aus, wenn dieser versucht sich in einem abgebrannten Wald wiederzufinden?

Lance und Alvin auf dem Weg

Ein großer Mythos besagt, dass man im Wald sich selbst findet. Natur und Ruhe verhelfen zu mehr Gelassenheit und führen zu neuen Blickwinkeln auf das Leben. Was sagt es nun über einen Menschen aus, wenn dieser versucht sich in einem abgebrannten Wald wiederzufinden?

Alvin (Paul Rudd) will genau das und hat mit dem stadtliebenden Lance (Emile Hirsch – der, wie das Leben so spielt – in „Into the Wild vor einigen Jahren selber die Abgeschiedenheit der Natur gesucht hat) einen nicht ganz so einfachen Partner an der Seite. Partner? Ganz genau, denn beide arbeiten für das Straßenbauamt und haben die Aufgabe, im Sommer ’88 nach einem verherrenden Waldbrand die Straßenmarkierungen zu erneuern und Leitpfosten in den Boden zu rammen. Für mehrere Monate folgen sie der Straße durch den sich regenerierenden Wald und können nur am Wochenende in die Stadt fliehen – so sie denn wollen. Während die monotone Arbeit für Alvin ein Segen ist, um in Ruhe die Zukunft mit seiner Freundin planen zu können, plant Lance lieber den zukünftigen Sex mit all den Frauen, die er nach eigenen Angaben haben könnte.

Klingt nach zwei Männern die gegensätzlicher nicht sein könnten und sich zusammenraufen müssen? Die über ihren eigenen Schatten springen müssen? Buddy-Komödie? Alles richtig und doch sollte man sich von den Anzeichen für eine der typischen und semi-lustigen Indiekomödien nicht blenden lassen. So stellt „Prince Avalanche“ das amerikanische Remake des isländischen Filmes „Either Way“ von Hafsteinn Gunnar Sigurðsson dar und macht alleine dadurch schon neugierig. Denn wenn jemand Hang zum Skurrilen hat, dann die Isländer. Zwar ist immer zu befürchten, dass im Remake alle charakterlichen Besonderheiten eingestampft werden, doch bei David Gordon Green ist diese Sorge unangebracht. Eigentlich vermengt er hier all das, was er bisher in früheren Filmen erlernt hat. Seine dramatischen Erstlingswerke wie „George Washington“ und „All the Real Girls“ sind ebenso zu spüren wie die infantilen und gerne mal blöden Filme á la „Ananas Express“ und „Your Highness“ mit ihrem Kifferhumor. Das passt erstaunlich gut zur Geschichte der beiden Männer, die beide auf eigene Art und Weise fremdes Leben in das eigene lassen müssen.

Und so landen wir wieder beim Wald, dem eigentlichen Hauptcharakter. Regisseur David Gordon Green lässt meditative stille Waldpanoramen außen vor und hat die Post-Rocker von „Explosions in the Sky“ stattdessen angeworben, um seine Bilder mit passenden Klängen zu umhüllen. Diese Herangehensweise ist jederzeit spürbar. Die Musik unterstützt den Wald beim Wachsen und wächst mit ihm, schwillt an und wieder ab. Es sind Tiere zu hören, grüne Knospen zu sehen und am Waldrand spielen sogar wieder die ersten Kinder. Alles wächst, alles entwickelt sich. So auch Alvin und Lance. Zwar nicht über das heimelige US-Indieklischee hinaus, aber eventuell ist dies schon ein Anfang. Vielleicht wächst auch die US-Komödie durch solche Filme irgendwann mal über sich hinaus.

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