Review: „Side Effects“

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Hollywood-Liebling Jude Law stellte am Dienstagabend „Side Effects“ auf der Berlinale vor.

Schlafstörungen? Ablixa. Depressionen? Ablixa. Lustlosigkeit? Ablixa. Kopfschmerzen? Ablixa. – Willkommen in der Welt der sorglos ausgestellten Rezeptverschreibungen. Einer Welt, der auch Dr. Jonathan Banks (Jude Law) angehört. Aber wieso auch nicht, wenn das Medikament den Leuten doch verspricht, ihnen ihre Zukunft wiederzugeben. Als guter Freund einiger Pharmavertreter scheut sich Dr. Banks nicht, neue und ohne Bedenken auf den Markt geworfenen Produkte an seinen Patienten zu testen. Da wird halt einfach die Liste der Nebenwirkungen etwas länger. Doch was, wenn auf dieser irgendwann das Wort „Mord“ auftaucht?

Nebenwirkung: Mord
Mit diesem Problem sieht er sich konfrontiert, als die junge Emily Taylor (Rooney Mara) nach einem Selbstmordversuch in seiner Praxis auftaucht. Ihr Ehemann ist gerade nach 4 Jahren aus dem Gefängnis entlassen wurden und eigentlich scheint sich alles wieder zum Guten zu wenden. Wenn nur das Wörtchen „eigentlich“ nicht wäre, denn „eigentlich“ haben die ihr daraufhin verschriebenen Medikamente keinerlei Nebenwirkungen. Während ihr Ehemann Channing Tatum in wenigen Minuten grandios zeigt, dass er die schaupielerische Kraft einer leeren Packung Aspirin hat, dreht Rooney Mara nun erst richtig auf und beweist, dass man sie zu den größten Hoffnungsträgerinnen im Schauspiel-Business zählen darf. Es kommt wie es kommen muss in dem Thriller von Steven Soderbergh („Haywire“): Am Ende liegt ein Mensch sterbend am Boden und noch ehe Dr. Banks weiß was vor sich geht, findet er sich vor den Scherben seines Lebens wieder. Familie weg. Patienten weg. Praxis weg.

Thriller-Schonkost
Seine einzige Chance: Zu beweisen, dass es – ausnahmsweise – mal nicht die Nebenwirkungen waren, die zu diesem Verbrechen geführt haben. War der Film bis hierhin noch eine gemächliche Ansammlung von Psychiatersitzungen, leichten Eheproblemen und der Freude raffinierter Pharmaindustrievertreter, lässt Soderbergh nun die Thriller-Handbremse los und entlässt damit auch einen Großteil der Logik. Statt sich auf einen einzelnen Konfliktherd – den zwischen Dr. Banks und Emily – zu konzentrieren, entfacht er eine große Verschwörung mit betrügerischen Aktienkäufen durch betrügerische Menschen in einer betrügerischen Welt. Es müssen große Kämpfe gefochten werden. Vielleicht ist dies die hollywoodsche Logik, der hier gefolgt wird. Dabei hätte „Side Effects“ ein dichtes Drama über Medikamentenmissbrauch werden können, wenn der Fokus auf diesen angetitelten Unverträglichkeiten haften geblieben wäre und nicht in einem Anflug von Größenwahn (eine Nebenwirkung?) zugunsten der thrillertypischen Inszenierung aufgegeben worden wäre. Trotz dieser Mängel ist „Side Effects“ alles andere als unspannend und gerade in der zweiten Hälfte wendungsreich inszeniert, weshalb er zumindest auf einem mittleren Niveau unterhält. Für wirklich mehr stehen die Arbeiten von Steven Soderbergh auch gar nicht. Aus vielen seiner Filme hätte mehr werden können als eine Aneinanderreihung der Nebenwirkungen vieler Hollywoodstoffe, die allen gefallen sollen aber niemand richtig begeistern können. Wie ein Medikament.

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