Frankfurter Buchmesse: Leopoldine, eine rechtlose Frau
Auf der Frankfurter Buchmesse 2012 stellt die Autorin und Diplombibliothekarin Renate du Vinage ihr neues Buch „Leopoldine von Brandenburg-Schwedt“ vor.
Auf der Frankfurter Buchmesse 2012 stellt die Autorin und Diplombibliothekarin Renate du Vinage ihr neues Buch „Leopoldine von Brandenburg-Schwedt“ vor.
Es ist eine bunte Gruppe Menschen, die am Stand des Matrix Media Verlages zusammensitzen und Renate du Vinage lauschen, die von ihrem 6. Buch „Leopoldine“ berichtet: Historiker, Sprachlehrer, Verleger, Pressevertreter und andere Interessierte, aus unterschiedlichen Ländern wie Frankreich, Brasilien oder Österreich, jüngere und ältere, ein Kind und ein Prinz.
Die Autorin, die Hugenottischer Abstammung ist, hat außer in Koblenz auch einige Jahre in Paris und London gelebt. Mit ihrem Ehemann hat sie drei Söhne bekommen. Sie hat sich neben einer Autobiographie bisher überwiegend Biographien historischer vor allem Frauenfiguren gewidmet. Renate du Vinage schafft es dabei nach intensiver disziplinierter Recherche, die Schicksale ihrer historischen Figuren nicht nur chronologisch, sondern auch in einem Sinnzusammenhang zu erzählen, der das Handeln der Figuren besser beleuchtet und deutlich verständlicher macht. Dabei schafft sie zwei weitere große Leistungen: Durch den Focus auf eine einzelne historische Person und dem Zusammentragen beeinflussender Menschen und Fakten dieser Person wird klarer, was es praktisch bedeutet hat, seinen Alltag in dieser Zeit und Gesellschaftsschicht zu bestreiten und wie normale Dinge wie Kinder, Ehe, Lebensort verlaufen sind. Zweitens: in dem die Autorin historische Fakten und Details mit den Gefühlen verbindet, die aus Briefen, Akten und Überlieferungen gelesen und rückgeschlossen werden können, schafft sie ein wirkliches auch emotionales Begreifen der beschriebenen Menschen.
Renate du Vinage berichtet mit Begeisterung vom bewegten Leben Leopoldines und von ihrer akribischen Detektivarbeit in Archiven (z. B. im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin), den zu überwindenden Schwierigkeiten bei der Entzifferung privater Briefe von Friedrich II. „Der Große“ (1712-1786), der dieses Jahr 300 Jahre alt würde und sich verblüffend intensiv mit privaten Angelegenheiten von Leopoldine beschäftigt hat und ihrer Spurensuche nach Gemälden von ihrer Hauptfigur. Sie hat Erstaunliches herausgefunden und ihre Augen leuchten, wenn sie von ihrem Buch erzählt, mit dem sie ein weiteres Mal einer historischen Persönlichkeit etwas Leben einhauchen kann.
Prinz Heinrich von Hannover (Name stark gekürzt), der das Buch herausgibt und bei der Buchvorstellung anwesend ist, ergänzt hier und da enthusiastisch ihm wichtig und spannend erscheinende Details.
Immer wieder kommen neue Besucher dazu und erhalten natürlich ebenfalls Bericht von Renate du Vinage dazu Kekse und Getränke. Eine Stunde vergeht wie im Flug und ich kann schließlich sogar mit einem Rezensionsexemplar meines Weges ziehen mit freundlicher Widmung von der Hugenottin und dem Prinzen.
Kurzinhalt „Leopoldine von Brandenburg-Schwedt, Schicksal einer Markgräfin am Preußischen Hof“: Leopoldine Marie wird als Prinzessin von Anhalt-Dessau geboren und hat eine glückliche Kindheit. Sie verliebt sich in ihren Cousin Friedrich Heinrich von Brandenburg-Schwedt, der ebenfalls in sie verliebt ist und den sie heiraten darf. Doch als sich aus unterschiedlichen Gründen ihre Ehe verschlechtert, muss sie das harte Schicksal der Verbannung ertragen, da aus politischen Gründen weder eine Scheidung noch eine Fortsetzung der Verbindung erwünscht ist. Intrigen und politische Interessen trennen Leopoldine von ihren Kindern.
Tipp: Für Nicht-Historiker wie mich erleichtert der Stammbaum am Buchende die ersten 30 Leseminuten ungemein.
© RCR Julia Stolze
Leopoldine von Brandenburg-Schwedt
Schicksal einer Markgräfin am Preußischen Hof
MatrixMedia Göttingen
152 Seiten, gebunden, mit zahlreichen Abbildungen
EUR 21,50
ISBN 978-3-932313-42-4