Filmkritik: DRIVE
Ryan Gosling ist in den Medien momentan in aller Munde. Wegen seiner Fans, die protestieren, weil die „People“-Auszeichnung „Sexiest Man Alive“ nicht an ihn gegangen ist. Wegen gleich drei Filmen, mit denen er 2011 im Kino war. Und nicht zuletzt wegen seiner schauspielerischen Leistung im Film DRIVE (Kinostart 26.01.2012), der bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes eine Auszeichnung für die beste Regie abräumte.

Nächtliches L.A., Vogelpersepktive, bestechende Farben drücken der Dunkelheit ihr Panoramamuster auf. Hypnotisierender Elektrosound. Unten auf der Straße. Man findet sich im Auto des Drivers wieder und darf sein ansehnliches Profil betrachten, während er zahnstocherkauend seine Armbanduhr ums Lenkrand schließt. Die Uhr ist gestellt, hinter ihm überqueren zwei Maskierte die leere Straße. Der Sekundenzeiger flieht über das Ziffernblatt. Ein Schuss, sie brechen die Tür zu dem benachbarten Lagerhaus auf. Im Radio läuft ein Baseballspiel. Seelenruhe. Der Polizeifunk läuft nebenher. Tick tick. Raus aus dem Lager, Beute ins Auto, die Fahrt beginnt. Jede Millisekunde zählt, präzise wie das Uhrwerk selbst hat er das Gefühl für den richtigen Moment, entkommt Streifenwagen und dem Scheinwerfer des verfolgenden Helikopters. Das Gaspedal gedrückt, fahren, stehenbleiben halten. Genau das spiegelt die große Kunst der Filmführung wieder. Sie lebt nicht nur von der rasanten Geschwindigkeit, sondern vor allem von Langsamkeit. Studien der Bewegungen in Slowmotion, eine grandios ausgeklügelte Kameraarbeit.
Driver (Ryan Gosling), ein Name für einen Mann, der ihn weitestgehend charakterisiert. Man weiß nichts über seine Vergangenheit, er verliert kaum ein Wort, scheint emotionslos, macht nur eines – Fahren. Tagsüber arbeitet er in L.A. in der Autowerkstatt von Shannon (Bryon Cranston) und fährt als Stuntfahrer für Hollywoodfilme. Nachts allerdings taucht er in den kriminelle Szene ein und gilt als bester Fluchtwagenlenker.

“If I drive for you, you get your money. That’s a guarantee. Tell me where we start, where we’re going and where we’re going afterwards, I give you five minutes when you get there. Anything happens in that five minutes and I’m yours, no matter what. Anything a minute either side of that and you’re on your own. I don’t sit in while you’re running it down. I don’t carry a gun. I drive.“
Als er seine Nachbarin Irene (Carey Mulligan) und ihren Sohn Benicio (Kaden Leos) kennen lernt, verändern sich die Dinge für ihn. Sie verbringen viel Zeit miteinander und zwischen ihnen entwickelt sich eine gewisse Zuneigung, er fühlt sich für sie verantwortlich. Bald darauf findet er den zusammengeschlagenen, frisch aus dem Gefängnis entlassenen Standard (Oscar Isaac), ihren Ehemann und den verängstigten Benicio auf. Um das Kind und Irene zu schützen, beschließt er Standard zu helfen, der wegen Schulden aus dem Gefängnis verfolgt wird und seine Frau und sein Kind dadurch in Gefahr sind. Er soll eine Pfandleihe ausrauben, der Driver ihn fahren. Doch schließlich geht alles schief, und der Driver findet sich selbst in der Rolle des Verfolgten. Standards Tod ist erst der Beginn der Blutspur, die zum Ende hin in einem regelrechten Gewaltexzess endet. Die Beute im Auto, ist ihm die Mafia auf der Fersen..
Nicolas Winding Refn, der beim Filmfestival in Cannes den Regiepreis gewann, hat mit diesem Schritt eine weitere Stufe der Hollywood Karriereleiter erklommen. Mit seiner rosafarbenen Typographie, der weiche Pumpsound in Synthiemanie lässt an die Achziger erinnern. Trotz seiner Brutalität, der stoischen Art der Hauptfigur und der eher wenig anspruchsvollen Geschichte hat der Film etwas Poetisches. Kameraführung, Lichtsetzung, Sound, Setkomposition – er hat Style.
(c) RCR Carina Adam
Ab 26. Januar 2012 im Kino !!!