FashionWeek Berlin – Die Romanian Designers trumpfen auf

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Der Vorwurf, die FashionWeek Berlin wäre nicht international genug, verblasst von Saison zu Saison immer mehr. Nicht nur, dass mit „Beautyberry by Wang Yutao“ der erste asiatische Designer seine Kollektion präsentieren durfte – das Label „Romanian Designers“ rund um Lucian Broscatean, Lena Criveanu und das Studio Twenty(2)Too waren eine der Überraschungen der aktuellen Saison. Die drei Designer teilten sich eine Runway-Show und präsentierten ihre Werke vor ausgefülltem Hause.

Den Anfang mache Lucian Broscatean. Seine Herbst/Winterkollektion unter dem Titel „Dream Map“ war eindeutig inspiriert von Nomadendasein und modernem Tanz – fast architektonisch durchdacht wirkten die in dunklen Tönen wie grau und schwarz gehaltenen Roben und Mäntel. Breitkrempige Hüte unterstrichen die düstere, modern-zerhackte Musik gregorianischer Klostergesänge. Man fühlte sich von der Präsentation stark nach Transsylvanien versetzt, eine sehr untypische Show für die sonst so schillernden Runways. Definitiv sollte man Lucian Broscatean jedoch auf seine To-Watch-Liste setzen: Der Designer zeigt sich als reif und durchdacht, macht moderne, ausgefallene, aber tragbare Mode für dunkle Wintertage.

Die zweite im Bunde war Lena Criveanu, deren eigenwillige Ästhetik nicht den Zweifel abtun konnte, der künstlerische Einfluss in ihre Werke wäre teilweise etwas zu groß geraten. Ihre Kollektion „In Tango Step“ scheint stark geprägt von der rumänischen Folklore, der Feminität der 50er Jahre – gleichzeitig aber auch aufgepeppt mit der nötigen Urbanität und der damit einhergehenden Tragbarkeit ihrer Werke. Die vielen schimmernden Seidenstücke vermochten zwar, sehr dynamisch im Gang zu wirken, wurden aber auch das unpassende Schuhwerk (Overkneestiefel mit Plateausohlen und übertriebenen Dekorationen entlang der Vorderseite des Schafts) zerstört. Diese sehr eigenwillige Ästhetik vermochte dennoch, einigen Kritikern im Publikum spontanen Beifall zu entlocken, was man bei den Schauen diesmal eher selten zu hören bekam.

Das dritte Label in der Reihe war das Studio Twenty(2)Too mit der Kollektion „Victoire: La mort lente de l‘esprit“. Auch hier begleitet von einer düsteren, noir-artigen Präsentation der Stücke, zeigte das Studio nachdenklich-düstere Stücke, mit scharfkantigen Schnitten, dunklen Farben und interessanten Stoffkombinationen: Leder wurde frei mit Wolle kombiniert, während man Pelz mit Jersey zu mischen vermochte. Sehr interessante Kombinationen, die man entweder lieben, oder hassen kann.


(c) RCR Nicholas Beutler (Text & Fotos)

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